Ryszard Krynicki

ASSOCIATED PRESS/CZAREK SOKOLOWSKI

Tonspuren

Porträt des polnischen Dichters Ryszard Krynicky

Zwischen den Zeilen - Von Lyrik und ihren Menschen. Eine "Tonspuren"-Sommerserie. Teil 4: Weiß enthält alle anderen Farben. Der Lyriker Ryszard Krynicki. Feature von Shenja von Mannstein.

"Viele meiner Gedichte betrachte ich als Briefe an jemanden, den ich nicht kenne", sagt der polnische Lyriker und Übersetzer Ryszard Krynicki, der nebenher auch noch Verleger ist. Gemeinsam mit seiner Frau führt er in Krakau den kleinen Verlag "A5", in dem er seit 1991 kleine, feine Lyrikbände veröffentlicht. Von Wislawa Szymborska, zum Beispiel, oder von Zbigniew Herbert.

Das eigene Schreiben hat für Krynicki fundamentale Bedeutung. 1943 in einem NS-Arbeitslager im österreichischen St. Valentin geboren, wohin seine Eltern als Zwangsarbeiter verschleppt wurden, lehnt er sich später als Mitglied der Bewegung "Nowa Falla" (Neue Welle) gegen das kommunistische Regime in Polen auf. Von der Zensur verfolgt, schreibt und vervielfältigt er seine Poesie im Untergrund. Heute gilt Krynicki als einer der wichtigsten Vertreter zeitgenössischer polnischer Lyrik.

An seinen Gedichten feilt dieser so zurückhaltend agierende, skeptische Autor oft jahrelang. Am Ende sind sie manchmal nur drei oder vier Zeilen lang und erinnern an Haikus. Nicht zufällig verehrt Krynicki den japanischen Meister der lyrischen Kurzform, Kobayashi Issa.

Sprecher: Michael König , Technik: Anna Kuncio

Redaktion: Alfred Koch

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