Rot-Kreuz-Konvoi im Zweiten Weltkrieg

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Gedanken für den Tag

Gerald Schöpfer über humanitäre Hilfe

"Helfen in Krieg und Frieden". Anlässlich des Ö1 Schwerpunktes "80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs" nimmt der Historiker und Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes Gerald Schöpfer in seinen "Gedanken für den Tag" jene Menschen in den Blick, die bisweilen sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um Kranken und Verwundeten zu helfen. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Als Vertreter Österreichs in der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz beim Europarat in Straßburg hatte ich die Möglichkeit, das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof zu besichtigen.

In der NS-Zeit waren hierher rund 52.000 Häftlinge aus ganz Europa deportiert worden. 22.000 Menschen haben da ihren Lebensweg beendet. Ein Grund dafür war der so genannte "Nacht-und-Nebel-Erlass". Er umfasste geheime Richtlinien: 7000 des Widerstands gegen das NS-Regime verdächtige Personen wurden hierher verschleppt, heimlich verurteilt und sofort exekutiert.

Die Hilfe für Kriegsgefangene stand im Zentrum der Tätigkeit des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, kurz IKRK während des Zweiten Weltkriegs. Hitler hatte stets die "Volksgemeinschaft" betont, die Abgleitfläche dieses Begriffes war die Frage, wie man mit jenen umgeht, die nicht dazu gehören. Die Enteignungen jüdischer Mitbürger gingen öffentlich vor sich, die einschlägigen Gesetze waren allgemein bekannt. Auch die zynisch als "Reichskristallnacht" bezeichneten Gewaltexzesse gegen Juden im November 1938 vollzogen sich vor den Augen der Öffentlichkeit. Die Mehrheit der Menschen nahm dies schweigend hin.

Spätestens 1942 waren dem IKRK die Existenz deutscher Konzentrations- bzw. Vernichtungslager und die Ermordung von Juden bekannt. Ein öffentlicher Protest blieb aus. Damit stand man nicht allein. Es gibt Indizien, dass auch der Vatikan über die Existenz der Vernichtungslager informiert war, aber zurückhaltend schwieg, weil man die Priester im Deutschen Reich nicht in Gefahr bringen wollte.

Neben der berechtigten Kritik am Roten Kreuz in dieser Zeit und am Vatikan gibt es auch heldenhafte Geschichten, wie jene des Louis Haefliger. Der gebürtige Schweizer ließ sich am 21. April 1945 von seinem Arbeitgeber, der Zürcher Bank Leu, beurlauben und er verließ in der dramatischen Endphase des Zweiten Weltkriegs seine Familie, um als Freiwilliger eine Kolonne des Roten Kreuzes mit Nahrungsmitteln und Medikamenten in das oberösterreichische KZ Mauthausen zu bringen.

Und hier fand er eine grauenhafte Situation vor. Er erkannte sofort die Gefahr, dass die noch im KZ verbliebenen 60.000 Häftlinge noch vor der Befreiung von der Waffen-SS ermordet werden. Doch es gelang ihm mit couragiertem Einsatz, das Leben der Häftlinge zu retten.

Retrospektiv hat Haeflinger Leben gerettet, indem er sich über Anweisungen hinweggesetzt hat. Ein humanitärer Gegenpol zu den tausenden Menschen, die Leben vernichteten, weil sie Anweisungen befolgt haben, weil sie vermeintlich ihre Pflicht erfüllten.

Service

Österreichisches Rotes Kreuz

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: James Horner/geb.1953
Bearbeiter/Bearbeiterin: Joel Rosenbaum (Orchestrierung)
Gesamttitel: SWING KIDS / Original Filmmusik
Titel: The Bismarck/instr.
Orchester: Unbekannt
Leitung: James Horner
Länge: 03:04 min
Label: Milan 74321142102

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