Medizin und Gesundheit

Be-herzte Eingriffe ohne Skalpell

Die mannigfaltigen Einsatzmöglichkeiten der Herzkatheter

Vor etwas mehr als 40 Jahren wurde in Zürich zum ersten Mal bei einem Patienten ein verengtes Herzkranzgefäß mittels Herzkatheter wieder durchgängig gemacht. Damals ahnte man noch nicht, wie revolutionär dieser Eingriff für die Kardiologie der kommenden Jahrzehnte sein würde. Nicht zuletzt, weil der Herzinfarkt, der meist aufgrund eines Verschlusses eines Koronargefäßes entsteht, damit mittlerweile gut behandelbar ist und längst kein Todesurteil mehr darstellt.

Rasche Erste Hilfe

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Betroffenen rasch in ein Katheter-Labor gebracht werden. So hat man, bei funktionierender Rettungskette und dem beherzten Eingreifen von Ersthelfern, realistische Chancen, den Herzinfarkt weitgehend unbeschadet zu überstehen. Immerhin erleiden rund 15.000 Personen in Österreich einen plötzlichen Herztod - also jede halbe Stunde verstirbt ein Mensch daran. Da die Chance, einen derartigen Herz-Kreislaufstillstand zu überleben, mit jeder Minute um etwa zehn Prozent abnimmt, kommt den Erste-Hilfe-Maßnahmen, von der Herzdruckmassage bis zum Einsatz eines Laien-Defibrillators, eine große Bedeutung zu.
In Wien hat sich, durch eine Verbesserung der präklinischen Versorgung in den letzten Jahren, die Zahl der Überlebenden verdoppelt. Die Einsatzorganisationen bringen die Betroffenen nicht ins nächstgelegene Krankenhaus, sondern sofort zum nächsten diensthabenden Katheter-Labor. In Tirol existieren etwa landesweit zwei derartige Einrichtungen, an der Uniklinik Innsbruck und im Krankenhaus Lienz.

Via Arterie zum Herz

Bei der perkutanen Koronarintervention wird ein dünner, biegsamer Katheter durch eine Bein- oder Armarterie bis in das betroffene Koronargefäß geschoben. Dann wird die verengte Stelle mit einem kleinen Ballon aufgedehnt. Anschließend wird dort ein Stent platziert, der das Herzkranzgefäß offenhalten soll.
Auch andere Interventionen sind mittels Katheter möglich: So kann man etwa Rhythmusstörungen, die sich mit Medikamenten nicht behandeln lassen, durch die Verödung krankhafter Erregungsherde im Herz beheben. Auch das lediglich mittels eines kleinen Einschnitts in Leiste oder Arm.
Seit ein paar Jahren gibt es auch die Möglichkeit, eine künstliche Herzklappe zu implantieren, ohne in einer aufwendigen Operation den Brustkorb eröffnen und den Körper an eine Herz-Lungenmaschine schließen zu müssen: Die sogenannte TAVI (Transkatheter-Aortenklappen-Intervention) ist ein relativ junges Verfahren, das zwar teurer ist, jedoch die Dauer der Rekonvaleszenz verkürzt. Somit profitieren vor allem ältere Patientinnen und Patienten von dieser Neuerung. Da dieser Eingriff am schlagenden Herzen auch bei Arnold Schwarzenegger und Mick Jagger durchgeführt wurde, hat die Methode auch abseits medizinischer Fachzeitschriften mediales Interesse erregt. Noch muss sich dieses Verfahren mit den durchaus herzeigbaren Ergebnissen der herzchirurgischen Klappenoperationen messen. Die ersten Daten zu den Langzeitergebnissen sind aber vielversprechend. Auf welche Art die Klappe ausgetauscht wird, wird interdisziplinär von Kardiologen und Herzchirurgen entschieden.

Anlässlich des 2. Internationalen Herztages am 27. September 2019, an dem man auf die hohe Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauferkrankungen aufmerksam machen will, beleuchtet Dr. Ronny Tekal mit seinen Gästen diesmal die minimalinvasiven Techniken, derer sich die Kardiologie bedient, um ein geschädigtes Herz wieder zum Schlagen zu bringen.

Moderation: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.


Fragen:

Hatten Sie einmal einen Infarkt, der mittels Ballonkatheter und Stent behandelt wurde?
Hat die Rettungskette dabei funktioniert?

Wurde bei Ihnen eine TAVI durchgeführt?

Wie sind Ihre Erfahrungen (hatten Sie die Möglichkeit, sich für diese Methode zu entscheiden?)

Service

Studiogast im Funkhaus Wien:

Univ.-Prof. Dr. Thomas Stefenelli
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Internistische Intensivmedizin und Angiologie, Vorstand, 1. Med. Abt., am Sozialmedizinischen Zentrum Ost - Donauspital
Langobardenstraße 122
A-1220 Wien
Tel: +43/1/28802 3102
E-Mail
Homepage

Zugeschaltet aus dem Landesstudio Tirol:

Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin
Klinikdirektor der Univ.-Klinik für Innere Medizin III - Kardiologie und Angiologie
Medizinische Universität Innsbruck
A-6020 Innsbruck
Anichstraße 35
Tel: +43/50504 256 21
E-Mail
Homepage

Weitere Infos:

Publikumstag im Rahmen des Weltherztages in Wien:
Ein gesunder Körper braucht einen gesunden Geist
27. September 2019 13:00 - 17:30
Freier Eintritt
Im Veranstaltungszentrum des Krankenhaus Nord - Klinik Floridsdorf
Brünner Str. 68
A-1210 Wien
Homepage

PULS-Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes
40 Jahre Perkutane Koronarintervention (Medmix 2017)
Herzklappe wie bei Arnie (Kurier)
Katheter-Ablation bei Herzrhythmus-Störungen
Implantierbarer Schrittmacher und Biomarker (Hinweis zur Lancet-Publikation von Axel Bauer)

Bücher:

Stefan Waller, "Der Dr. Heart Herzcoach: Herzinfarkt verhindern, besser und bewusster leben", G&U Verlag 2017

Dietrich Grönemeyer, "Dein Herz: Eine andere Organgeschichte", Fischer Taschenbuch 2012

Felix Schröder, Nina Weber, "Was das Herz begehrt: Wie wir unser wichtigstes Organ bei Laune halten", Edel Books 2017

Sendereihe

Gestaltung