Koloniale "Souvenirs" und die Frage der Moral

8. Oktober 2019, 13:00

Über mehrere Jahrhunderte haben europäische Museen riesige Sammlungen von Objekten angehäuft, die aus den Kolonialreichen stammten, darunter Kunstwerke und Alltagsgegenstände, menschliche Überreste und Ritualobjekte. In zahllosen Fällen wurden diese kolonialen "Souvenirs" geraubt, gegen wertlose Handelsware eingetauscht, heimlich oder gewaltsam entwendet.

Wie können diese Sammlungen noch heute einen moralischen Anspruch auf diese Besitztümer erheben? Müssen nicht auch Museen dringend entkolonialisiert werden, die Objekte an die Nachkommen ihrer rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden?

Über diese Frage hat sich unter Kuratoren, Historikerinnen und Museumsfachleuten eine hitzige Debatte erhoben, besonders, nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron dazu Stellung genommen hatte und das große Prestigeprojekt der Berliner Museumslandschaft, das Humboldt-Forum, mit Anschuldigungen zu kämpfen hatte, dass seine Sammlungen Raubgut enthalten.

Aber die Frage der Restitution nach so langer Zeit zu beantworten, ist nicht immer einfach. Wer ist der moralische Eigentümer von Kulturgütern?

Christian Schicklgruber ist Direktor des Weltmuseums in Wien. Im Zuge der Restaurierung und Neukonzeption des Museums am Heldenplatz hat er sich selbst intensiv mit der Geschichte der eigenen Sammlung auseinandergesetzt und vertritt eine deutliche Position: "Wenn man sich moralisch-ethisch verpflichtet fühlt, etwas zurückzugeben, was einem nicht gehört, dann muss man es einfach tun, Punkt."

Philipp Blom spricht mit Christian Schicklgruber über Sammlungen und ihre oft problematische Geschichte, über veränderte Moralvorstellungen, persönliche Überzeugungen und politische Realitäten.

Hörerinnen und Hörer sind wie immer herzlich eingeladen, sich konstruktiv an der Sendung zu beteiligen: per Telefon unter 0800 22 69 79 kostenlos aus ganz Österreich - oder per Mail an punkteins@orf.at

Sendereihe

• Punkt eins