Moldau, Moldawien, Bessarabien - Reise durch ein zerrissenes Land

12. Oktober 2019, 17:05

Früher hätte man wohl "Moldawien" gesagt - ohne dabei sicher zu sein, wo dieses Land überhaupt liegt. Letzteres ist einfach zu klären: der Nachbar im Westen ist Rumänien, der im Osten, Norden und Süden die Ukraine. Doch es ist komplex: die "interethnische Verkehrssprache" des multiethnischen Landes ist Russisch und das hat seinen Grund sowohl in der zaristischen wie auch in der sowjetischen Geschichte des Landes. Die meisten Moldauer sprechen rumänisch, die moldauische "Staatssprache", aber es leben auch Ukrainer und Bulgaren mit ihren Sprachen im Land, oder auch das christliche Turkvolk der Gagausen, das im Süden in einem "Autonomen Territorium" - samt eigener Regierung - ansässig ist. "Moldawien" ist die aus dem Russischen rückübersetzte Bezeichnung und deswegen heute aus historisch-politischen Gründen wenig erwünscht. Die richtige, heutige Bezeichnung kommt aus dem Rumänischen, Lateinstämmigen, und heißt Moldau.

Nun ist das auf Deutsch aber missverständlich, fließt doch nicht weit von Österreich ein großer Fluss dieses Namens. Unmissverständlich ist "Republik Moldau", doch das ist wiederum im Alltag umständlich. Im Englischen ist das einfacher: man verwendet die unzweideutige Eigenbezeichnung des Landes, "Moldova". In der Schweiz wird im Gegensatz zu Deutschland und Österreich die Eigenbezeichnung des Landes verwendet: Republik Moldova. Die Hauptstadt des Landes heißt Chisinau, sprich: Kischinau. Eine respektable moldauische Publikationsreihe, die bildende Künstler des Landes porträtiert, heißt "Maestri basarabeni" - Bessarabien.

Doch Bessarabien hat mit Arabien nichts zu tun. Die Bezeichnung geht auf ein Fürstengeschlecht aus dem 14. Jahrhundert zurück, das auf dem Gebiet der heutigen Republik Moldau ein erstes, zusammenhängendes Reich errichtete und von Fürst Basarab I, dem "Gründer" regiert wurde. Niemals Teil dieses bessarabischen Reiches war der östlichste Teil des heutigen Moldau: Transnistrien, die von Russland unterstützte Region östlich des Flusses Dnister hat sich von der Republik abgespalten und versteht sich als autonomer Staat, der jedoch von keinem anderen Staat anerkannt wird. Diagonaleske Erkundungen in der Republik Moldau, anlässlich des Ö1 nebenan Schwerpunktes über die Republik Moldau, in die Kollege Horst Widmer seit Jahren reist und temporär zum Diagonal-Korrespondenten mutiert.

Service

Nicoleta Esinencu:
"Fuck you, Eu.ro.Pa!", Edition Solitude, 2005
"Chisinau - eine Stadt der Kopfschmerzen!", in: Katrin Klingan (Hg.), "Sprung in die Stadt", DuMont, 2006
"A(II)Rh+", Walther König, 2007
"Shizofreedom", Edition Aramo, 2013

Teatru Spalatorie
Socialist Modernism
Zirkus Chisinau
Urbanlab Chisinau
Occupy Guguta
Stadionul este Republican

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