Zwei ältere Damen kochen etwas zusammen

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Das Ö1 Gesundheitsmagazin

Vom Zusammenleben mit dementen Menschen

Wie die Vergangenheit die Gegenwart erleuchten kann

Von den über 70.000 Personen, die in Österreich in Pflege- und Betreuungseinrichtungen leben, weisen 75 Prozent kognitive Beeinträchtigungen auf. In vielen Fällen ist eine Demenz der Grund dafür.
Für die Betroffenen und ihre Angehörigen bedeutet die Erkrankung extreme Einschnitte in das bisher gewohnte Leben. Glücksmomente und Freude werden weniger. Nicht selten zerbrechen ganze Familien daran. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird die Zahl dementer Personen zunehmen - und somit auch der Betreuungsbedarf.
Aus diesem Grund, aber auch, um den Bedürfnissen der Betroffenen zu entsprechen, wird nach neuen Konzepten der Betreuung gesucht. Der Trend geht in Richtung "Bedürfnis-orientiertes Wohnen". Modelle sollen sich nicht diktatorisch über die Menschen stellen, sondern diesen assistieren.
In den 30 "Häusern zum Leben" des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser wurden schon vor Jahren u.a. Wohngemeinschaften für Demente - sogenannte "TagFamilien" - installiert. Diese Struktur nimmt Rücksicht auf die speziellen Bedürfnisse und geänderten Tagesverläufe der dementiell Erkrankten. Das übergeordnete Motto lautet: selbstbestimmtes Leben, solange es geht.
Ein wesentliches Konzept in der Pflege und Betreuung von dementiell erkrankten Menschen ist die Biographiearbeit. Denn das aktuelle Erleben der Erkrankten ist durch ihre Erfahrungen beeinflussbar.
Neue Technologien wie die Virtual Reality bieten hier ungeahnte Möglichkeiten. Mit einer VR-Brille ausgerüstet kann man für einige Minuten nochmal die Lieblingsplätze seines Lebens besuchen. Sei es der Wiener Wurstelprater oder ein Strandbad an der Alten Donau. Die Reaktionen sind teilweise verblüffend: Gute Laune und Lebensfreude tauchen schlagartig auf. Das Selbstvertrauen der dementen Personen wird durch die Reise in die eigene, noch intakte Vergangenheit, gestärkt. Aufmerksamkeit und Konzentration werden trainiert.
Andreas Maurer hat eines dieser Pilotprojekte besucht.

Redaktion: Christoph Leprich und Nora Kirchschlager

Service

Interviewpartner/innen:

Univ. Doz. Dr. Gerald Gatterer
Leiter des Instituts für Alternsforschung an der Sigmund Freud Privatuniversität
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Stephan Duursma, MBA
Direktor "Haus Rosenberg"
Rosenhügelstraße 192
1130 Wien
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Mag.a Gabriele Graumann
Geschäftsführerin Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser
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Homepage

Univ.-Prof.in Maga. Drin Hanna Mayer
Vorständin des Instituts für Pflegewissenschaft
Universität Wien
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Weitere Anlaufstellen und Infolinks:

Häuser zum Leben
Österreichische Alzheimergesellschaft
Betreute Wohngemeinschaften
Bestmögliche Langzeitbetreuung von Menschen mit Demenz
Leben und Sterben in Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz
Eine explorative qualitative Studie (Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 5 · 2010)

"Hilfe bei Demenz" - Interview mit Mag.a Grabriele Graumann (Pflege Professionell 2018)
Österreichischer Demenzbericht
Virtual Reality soll Demenz-Erkrankten helfen
Leben im Demenzdorf

Buch-Tipps:

Britta Blottner, "Zuhause wohnen mit Demenz: Von der Diagnose bis zur Pflegebedürftigkeit in den eigenen vier Wänden würdevoll wohnen", Blottner Eigenverlag 2019

Dagmar Hoffmann, "Gärten für Menschen mit Demenz: Untersuchungen von fünf neueren Wohn- und Gartenkonzepten in Einrichtungen für Menschen mit Demenz im Vergleich zu den aktuellen Planungsempfehlungen", Kassel University Press 2019

Sebastian Knaak, "Wohnformen für Menschen mit Demenz", GRIN Verlag 2013

MAS Alzheimerhilfe, "Motivieren, aktivieren, stärken. Tipps und Grenzen für Beschäftigung und stadiengerechtes Training mit Menschen mit Demenz. Ein Ratgeber für Angehörige",
Facultas 2017

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