Christine Hubka

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Christine Hubka über gute und böse Geister

"Tod und Teufel mag sich schämen..." Anlässlich des Reformationstages, Allerheiligen und Allerseelen erzählt Christine Hubka, evangelische Gefängnisseelsorgerin und Autorin, Geschichten. Gestaltung: Alexandra Mantler

Es gibt so neckische Interviews, wo Leute gefragt werden, welches Buch sie auf die einsame Insel mitnehmen würden. Nur ein einziges ist erlaubt. Für mich ist die Antwort klar. Es ist die Bibel.

Wer jetzt denkt: "Ui, das ist aber eine ganz Fromme", der irrt. Das hat ganz praktische Gründe: Wenn ich einen Krimi auf die Insel mitnehme, weiß ich ja nach dem ersten Lesedurchgang, wie die Geschichte ausgeht und wer der Täter ist. Wenn ich das Telefonbuch mitnehme, und mir die Zeit damit vertreibe, es auswendig zu lernen, habe ich auch das eines Tages erledigt und nichts mehr zu tun. Die Bibel als Buch bedient wirklich jeden Geschmack: Wer mag, kann sich die endlos langen Listen im Buch Numeri vornehmen und auswendig lernen. Aber nicht einmal die Allerfrömmsten werden sich hier länger als bis zum Umblättern aufhalten.

Anders ist das schon mit den Kriminalromanen. Die Bibel ist voller Kriminalgeschichten. Nichts Menschliches ist ihr fremd. Meine Lieblingsgeschichte ist die von Kain und Abel. Nicht weil ich Brudermord so prickelnd finde, sondern weil mich das Ende der Geschichte so berührt. Der Brudermörder Kain wird von Gott zur Strafe fortgeschickt aus seiner Heimat. Aber er findet eine neue Heimat, erlernt einen neuen Beruf und heiratet. Ein Sohn vollendet das Glück.

Bevor Martin Luther die Bibel übersetzt hat, hat niemand den Menschen das Ende dieser Geschichte erzählt. Wo kämen wir denn hin, wenn die Leute erfahren würden, dass Gott sogar dem Brudermörder eine gute Zukunft schenkt. Kein Wunder, dass die Bibel immer wieder als gefährliches Buch verboten wurde. Nicht nur zur Zeit der Reformation. Da haben Wagemutige in ihren Buckelkraxen Bibeln im doppelten Boden geschmuggelt. Auch heute gibt es immer wieder Länder, in denen der Besitz einer Bibel bestraft wird.

Warum ich die Bibel auf die einsame Insel mitnehmen würde hat aber noch einen Grund: Mit dem Lesen der Bibel wird man ein Leben lang nie fertig. Denn je nachdem, wie mein Leben gerade verläuft, spricht die Bibel wie eine gute Freundin zu mir.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Belle Fenstock
Komponist/Komponistin: Jules Loman
Album: LOUIS SATCHMO ARMSTRONG RETROSPECTIVE 1923-1956
Titel: Cain and Abel
Untertitel: DISC 2: 1931-1947
Orchester: Louis Armstrong and his Orchestra
Ausführender/Ausführende: Louis Armstrong /Gesang, Trompete
Ausführender/Ausführende: Henry "Red" Allen /Trompete
Ausführender/Ausführende: Shelton Hemphill /Trompete
Ausführender/Ausführende: Bernard Flood /Trompete
Ausführender/Ausführende: Wilbur De Paris /Posaune
Ausführender/Ausführende: J.C. Higginbotham /Posaune
Ausführender/Ausführende: George Washington /Posaune
Ausführender/Ausführende: Bingie Madison /Tenorsaxophon
Ausführender/Ausführende: Charlie Holmes /Altsaxophon
Ausführender/Ausführende: Joe Garland /Tenorsaxophon
Ausführender/Ausführende: Rupert Cole /Altsaxophon
Ausführender/Ausführende: Luis Russell /Piano
Ausführender/Ausführende: Lee Blair /Gitarre
Ausführender/Ausführende: Pops Foster /Bass
Ausführender/Ausführende: Sid Catlett /Drums
Länge: 02:00 min
Label: Saga/Universal 9849562 (3-CD-B

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