Muscheln in einer Hand

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Radiokolleg - Zeichen, Schmuck, Delikatesse

Die Kulturgeschichte der Muscheln und Schnecken (1). Gestaltung: Renate Pliem

Muscheln und Schnecken faszinieren die Menschen schon seit Jahrtausenden: Die Gehäuse und Schalen haben mannigfache Formen, Farben und Größen. Schon der Neandertaler soll sich mit farbigen Muschelschalen geschmückt haben. Eine ganz besondere Verwendung fand die eiförmige hartschalige Kaurischnecke, die als historisches Zahlungsmittel verwendet wurde. Das "Kaurigeld" kam in Afrika, Asien und in der Südsee vor.

Das Tritonshorn gehört zu den größten heute lebenden Meeresschnecken und kann bis zu 50 Zentimeter lang werden. Wenn man die äußerste Spitze abschlägt, eignet sich das leere Gehäuse als Musikinstrument oder Signalhorn. Schon in frühen Kulturen zog man damit in den Krieg oder rief zu religiösen Riten.

In der Antike waren die Menschen davon überzeugt, dass Muscheln geschlechtslose Wesen seien, die aus dem Meerschaum entstanden, ebenso wie die griechische Göttin Aphrodite ("die Schaumgeborene"). Muschel- und Schneckenformen waren beliebte Ornamente.

Ein Symbol der christlichen Kultur ist die "Pilgermuschel". Eine Schalenhälfte der atlantischen Jakobsmuschel wurde das Erkennungszeichen der Jakobspilger/innen auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Sie wird heute noch an der Kleidung angebracht. Das Symbol dient auch zur Kennzeichnung der Jakobswege und findet sich oft auf Straßenschildern, Randsteinen und Wegkreuzungen.

Ein ganz besonderes Weichtier war die Purpurschnecke: Mit ihr färbten schon die Phönizier Stoffe. Auch im Christentum war der wertvolle Farbstoff ein Zeichen von Exklusivität: Er war ausschließlich Kardinälen vorbehalten. Andere spezielle Weichtiere waren jene Muscheln, die Perlen hervorbrachten. In heimischen Gewässern war es den Klöstern vorbehalten, die Flussperlmuschel zu sammeln. Für das gemeine Volk wurden die Strafen - bis zum Erhängen - auf Tafeln bildreich dargestellt.

Muscheln und Schnecken waren auch immer wertvolle Nahrungsmittel und Delikatessen. Die Auster wurde schon in der Renaissance zur "Königin der Meere" gekürt. Heute stammen 95 Prozent der Austern aus Zuchtbetrieben an den Küsten der USA, Japans und Europas. In den "Austernparks" dauert es zwei bis fünf Jahre, bis die Delikatesse in den Handel kommt.

Service

LITERATUR:

Christa Frank: Weichtiere in der Weltgeschichte.
In: Mollusca (Weichtiere). Beiträge zu Kulturgeschichte, Forschung und Sammlungen aus Österreich.
Biologiezentrum des Oberösterreichischen Landesmuseums, Denisia 2019, S. 1-506

LINK:
Wiener Schneckenmanufaktur


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