ORF/JOSEPH SCHIMMER
Im Gespräch
Harald Welzer, Soziologe, Sozialpsychologe und Autor
"Man muss utopisch denken, um realistisch zu sein!" - Renata Schmidtkunz im Gespräch mit Harald Welzer, Soziologie, Sozialpsychologe und Autor (Zeitgenosse im Gespräch im Theater in der Josefstadt am 24. November 2019)
28. November 2019, 21:00
Zu seinem anfänglichen Forschungsinteresse gehörten die Erinnerung an den Holocaust und die damit einhergehende Gedächtniskultur. Wie entsteht der deutsche Opfermythos, wie werden die Erlebnisse des 2. Weltkrieges innerhalb der Familie tradiert und was ist ein soziales Gedächtnis? Fragen, die der 1958 bei Hannover geborene Doktor der Soziologie und Sozialpsychologie in seinen wissenschaftlichen Studien zu beantworten trachtete.
Seit einigen Jahren hat es sich Harald Welzer zur Aufgabe gemacht, den Optimismus unter die Menschen zurück zu bringen, und er stellt sich mit seinem Aufruf, Utopien zu schaffen, gegen das monotone mediale Weltuntergangsnarrativ. Der Direktor der "Futurzwei - Stiftung Zukunftsfähigkeit" und Mitbegründer der "Initiative Offene Gesellschaft" ist nämlich davon überzeugt, dass wir heute in der besten Gesellschaft leben, die die Geschichte bisher hervorgebracht hat. Und diese gelte es zu erhalten. Mit seinen Geschichten von einer anderen, nachhaltigen Welt möchte er die Menschen zum Umdenken und Politiker zum Erlassen längst überfälliger Regelungen bewegen.
Im Rahmen einer Matinee am 24.November im Theater in der Josefstadt in Wien stellt Harald Welzer sein jüngst erschienenes Buch "Alles könnte anders sein" vor und erinnert im Gespräch mit Renata Schmidtkunz daran, dass bereits all das da ist, was wir für eine gute Zukunft brauchen. Welzer ist überzeugt, dass die Menschheit auch zur Wiedergutmachung fähig ist - nichts ist verloren.
Service
Harald Welzer, "Alles könnte anders sein: Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen", S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019
Harlad Welzer, "Wir sind die Mehrheit. Für eine Offene Gesellschaft", S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017
Harald Welzer, "Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit", S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016
Harald Welzer, "Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand", S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013
Claus Leggewie, Harald Welzer, "Das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie", Fischer Taschenbuch 2011
Harald Welzer, "Täter: Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden", S. Fischer 2006
Hans J. Markowitsch und Harald Welzer, "Das autobiographische Gedächtnis. Hirnorganische Grundlagen und biosoziale Entwicklung", Klett-Cotta 2005
Harald Welzer, Sabine Moller, Karoline Tschuggnall, "Opa war kein Nazi"- Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis, Fischer Taschenbuch 2002
FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit
Noch ein Hinweis:
Die nächste Matinee in der Josefstadt findet am 8. Dezember um 11.00 Uhr statt. Dann wird die Philosophin und Autorin Lisz Hirn mit ihrem Buch "Geht's noch! Warum die konservative Wende für Frauen gefährlich ist" zu Gast bei Renata Schmidtkunz sein.