Medea-Statue

AP/PHELAN EBENHACK

Gedanken für den Tag

Hubert Gaisbauer über Frauen in griechischen Tragödien

"Nicht mitzuhassen" - Sechs Frauen der griechischen Tragödie und ihre Tränen. Hubert Gaisbauer, Publizist und Autor, stellt zeitlos gültige Fragen aus Jahrtausende alten griechischen Tragödien. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Atossa ist bereits eine alte Frau, als sie in Aischylos' Tragödie "Die Perser" die Bühne betritt. Sie war eine gebildete Frau im persischen Herrscherhaus in Susa, konnte lesen und schreiben - und stand der Palastverwaltung vor.

Ihr Gemahl, König Dareios I. hatte sich gegen eine Reihe von sogenannten Lügenkönigen durchgesetzt und mit klugen Verwaltungsmaßnahmen das großpersische Vielvölkerreich stabilisiert. Xerxes war der erstgeborene Sohn des Dareios und der Atossa.

Der Geschichtsschreiber Herodot behauptet: "Atossa setzte alles durch, was sie wollte." Zum Beispiel, dass der junge Xerxes nach dem Tod des Vaters anstelle seiner älteren Halbbrüder Großkönig geworden ist. Ehrgeizig die Mutter, ehrgeizig der Sohn. So wollte Xerxes den Eroberungskrieg gegen Athen fortsetzen - Vergeltung für Marathon. Gegen ein Land im Westen, wo der Demos, das Volk, herrscht, das Volk - "und keinem Menschen untertan".

Aischylos schrieb die Tragödie acht Jahre nach der für die Perser verheerenden Niederlage bei Salamis, angeblich war er selber Kriegsteilnehmer und hatte die hässlichen Bilder der treibenden Toten im Meer unauslöschbar im Kopf. Der Bote in der Tragödie beschreibt der verzweifelten Atossa diese Bilder. Zweifaches hat die Königsmutter jetzt zu ertragen, doppelten Schmerz: den der Mutter, deren Sohn im Krieg ist, und den der Mutter, deren Sohn für den Tod so vieler verantwortlich ist. Xerxes überlebt - und klagt dem Chor seine tiefste Erniedrigung.

Offenbar war es Aischylos' Anliegen, seine griechischen Landsleute an den Leiden der anderen Empathie lernen zu lassen. Seht her: Xerxes. Blutverschmiert nackt. So sieht ein Mensch aus, der aufgrund seiner Überheblichkeit im Leid ist und es erkennt, wenn es zu spät ist. Habt Mitleid, auch mit den besiegten Feinden, sagt Aischylos den Griechen. Nehmt ihnen nicht auch die Würde. Und Atossa geht in den Palast. Sie will ihren Sohn nur wieder in ein würdiges Kleid hüllen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Pete Tinturin
Komponist/Komponistin: Jack Lawrence
Album: SENTIMENTAL JOURNEY
Titel: What will I tell my heart/instr.
What'll
Solist/Solistin: Lou Donaldson /Altsaxophon m.Begl.
Ausführender/Ausführende: Lonnie Smith /Hammondorgel
Ausführender/Ausführende: Peter Bernstein /Gitarre
Ausführender/Ausführende: Fukushi Tainaka /Drums
Länge: 07:02 min
Label: Columbia COL 4781772

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