ORF/
Radiokolleg - Vom Wunderbaren im Alltäglichen
Was mich lebendig macht (1). Gestaltung: Johannes Kaup
23. Dezember 2019, 09:05
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Wunder ein Ereignis in Raum und Zeit verstanden, das der menschlichen Vernunft und Erfahrung, sowie den Naturgesetzen widerspricht. Es ist etwas Außergewöhnliches, dessen Zustandekommen man sich nicht erklären kann. Noch nicht, werden Aufklärer und Fortschrittsoptimisten hinzufügen.
Eine andere Sache ist die Erfahrung des Wunderbaren, die prinzipiell jedem Menschen zugänglich ist. "Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen", sagte einst die US-amerikanische Literaturnobelpreisträgerin Pearl S. Buck. Und das Alltägliche beginnt phänomenologisch bereits mit der Selbstwahrnehmung, dass es mich überhaupt gibt, dass ich atmen, hören, sehen, fühlen und darüber auch nachdenken kann. Mit unserem Leib als "totalem Sinnesorgan" (Maurice Merleau-Ponty) erleben wir unser In-der-Welt-Sein in ständiger Kommunikation mit dem, was uns begegnet. Dass es mich überhaupt gibt, ist - genau besehen - alles andere als selbstverständlich und hat damit zu tun, dass wir von Anfang an auf ein Du ausgerichtet sind, dass wir also Beziehungswesen sind (Ferdinand Ebner, Martin Buber).
Das Wesen der Seele ist ihre Lebendigkeit. Wer lebendig ist, wird offen für all das Wunderbare, was in ihm selbst und in anderen angelegt ist. Das Wunderbare im Alltäglichen entdecken Menschen vor allem durch jene Begegnungen und Erfahrungen, in denen sie sich vollständig lebendig fühlen. Für die einen sind es Momente, in denen sie ganz bei der Sache sind, sich ganzheitlich spüren und sich von dieser Erfahrung betreffen und verwandeln lassen. Für andere ist es das berührt werden durch Schönheit und Erkenntnis oder das Betroffensein von eigenem Schmerzvollen oder dem Leiden anderer.
Johannes Kaup hat bekannte und unbekannte Zeitgenoss/innen aufgesucht und lässt sie Geschichten von dem erzählen, was sie lebendig macht. Es sind Zeugnisse des Wunderbaren im Alltäglichen.
Service
LITERATUR:
Nathalie Knapp, Der unendliche Augenblick. Warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind, Rowohlt Verlag
Johannes Neuhauser, Harry Merl - Vater der Familientherapie, Verlag der Provinz 2019
Carola Rackete, Handeln statt Hoffen. Aufruf an die letzte generation, Droemer Verlag 2019
Erika Pluhar, Die Stimme erheben. Über Kultur, Politik und Leben, Residenz Verlag 2019
Christian Seiler, André Heller - Feuerkopf. Die Biographie, Bertelsmann Verlag
Bodo Hell, Ritus und Rita, Droschl Verlag Graz 2017
Ders., Auffahrt, Droschl verlag Graz 2019
Barbara Pachl-Eberhard, Vier minus drei. Wie ich nach dem Verlust meiner Familie zu einem neuen Leben fand, Heyne Verlag
Dies., Wunder warten gleich ums Eck, Integral Verlag 2019
Charles Eisenstein, Klima. Eine neue Perspektive, Europaverlag 2019
Ders., Die schönere Welt, die unser Herz kennt ist möglich, Scorpio Verlag 2017
Isabella Guanzini, Zärtlichkeit - Eine Philosophie der sanften Macht, C.H.Beck verlag 2019
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