Punkt eins
Wissenschaft, Rationalität, Prognosen - und deren Gegenteil
In welche Fallen wir geraten können, wenn wir die Welt konsistent erklären wollen. Gast: Dr. Florian Aigner, Physiker, Wissenschaftspublizist und -blogger, Redakteur an der Technischen Universität Wien. Moderation: Andreas Obrecht.
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31. Dezember 2019, 13:10
"Vorhersagen sind sehr schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen!"
Dieses berühmte Zitat wird Nils Bohr zugeschrieben und noch eine andere Anekdote rankt sich um den dänischen Weltklasse-Physiker und Nobelpreisträger: Eines Tages besuchte ihn ein Journalist in seinem Landhaus, über dessen Eingangstor ein großes Hufeisen prangte. Der Journalist zu Nils Bohr: "Sie als berühmter Wissenschaftler und Physiker werden doch nicht an die magische Wirkung des Hufeisens, an so einen Unsinn glauben?" Daraufhin Nils Bohr: "Natürlich glaube ich nicht daran, aber man hat mir versichert, es funktioniert, auch wenn man nicht daran glaubt!"
Wissenschaft ist in den vergangenen 500 Jahren zum dominanten Welterklärungsmodell geworden. Das Klassifizieren und Berechnen, die empirische Evidenz als Bestätigung des zuvor theoretisch Gedachten haben in vielen Bereichen die Sinnerklärungsfunktion traditioneller Religionen verdrängt.
Das, was nach den gängigen wissenschaftlichen Methoden nicht bewiesen werden kann, existiert demnach nicht. Doch die Geschichte wissenschaftlicher Rationalität ist begleitet von der Geschichte anti-wissenschaftlicher Weltinterpretation, die heute so aktuell ist wie anno dazumal.
Die Esoterik boomt seit Jahrzehnten und im Zeitalter von Fake News werden wissenschaftliche Erkenntnisse aufgrund vielfältiger Interessen angezweifelt oder - man denke an die Klimadebatte - überhaupt negiert.
Florian Aigner, selbst Physiker und promoviert mit einer wissenschaftlichen Arbeit über Quantentheorie, definiert sich als Wissenschaftserklärer, der die Grundprinzipien des wissenschaftlichen Denkens in Abgrenzung zu alten und neuen Irrationalismen einem breiten Publikum verständlich machen will. Er ist zu Gast bei Andreas Obrecht, um u.a. folgenden Fragen nachzuspüren:
Was hat es mit der offenbar stärker werdenden Wissenschaftsskepsis aus sich? Warum verlassen sich viele Menschen auf Astrologie, Esoterik und magische Erklärung von Sinnzusammenhängen? Ist der Zufall eine Entdeckung oder Erfindung neuzeitlicher Wissenschaft? Wie verlässlich können wissenschaftliche Prognosen überhaupt sein? Und ist es tatsächlich so, dass Wissenschaft zwar temporäre Erkenntnis, aber wenig Sinn zu vermitteln vermag, nach dem wir uns doch alle in der einen oder anderen Form sehnen und der das Leben jedenfalls leichter macht?
Die Punkt Eins Redaktion freut sich über rege Beteiligung an der Diskussion, unter punkteins(at)orf.at oder unter 0800 22 69 79 während der Sendung.
Service
Buch: Florian Aigner (2018): Der Zufall, das Universum und du: die Wissenschaft des Glücks. Prämiert als Wissenschaftsbuch 2018 in der Kategorie Naturwissenschaft und Technik. Christian Brandstätter Verlag, 2018
Sendereihe
Gestaltung
- Andreas Obrecht
Playlist
Untertitel: Florian Aigner
Titel: Lullaby
Ausführende: Florian Aigner
Länge: 03:41 min
Label: MANUS
Untertitel: Florian Aigner
Titel: Chocolat
Ausführende: Florian Aigner
Länge: 03:01 min
Label: MANUS
Untertitel: Florian Aigner
Titel: song without words
Ausführende: Florian Aigner
Länge: 03:40 min
Label: MANUS