Frederico Fellini steht vor einem Portrait seiner Frau

AP/CLAUS HAMPE

Gedanken für den Tag

Christian Rathner über Federico Fellini

"Gaukler und Fantast". Christian Rathner, Filmexperte und Filmemacher, macht sich Gedanken zu Federico Fellini, anlässlich dessen 100. Geburtstags. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Als Benito Mussolini 1922 seinen Marsch auf Rom startete und so sein faschistisches Regime errichtete, war Federico Fellini zarte zwei Jahre alt. Er wuchs als das älteste von drei Kindern in Rimini auf. Es heißt, er sei im katholischen Internat nicht als besonders guter Schüler aufgefallen. Aber zeichnen konnte er.

1937 eröffnete Mussolini Cinecittá, die Filmstadt bei Rom. Sie wurde ausgebombt und stand nach dem Krieg zunächst nicht zur Verfügung. Ab den Sechzigerjahren aber wurden die Studios zur künstlerischen Heimat Fellinis. Hier drehte er seine Filme. Hier tüftelte er an seinen Kulissen und Kostümen. Hier entwarf er seine Bildwelten und Massenszenen, seine Gaukler und Artisten, seine Gauner und Schwindler, seine Zuhälter und Dirnen, seine Traumfiguren, seine Gottsucher und Liebeskünstler, seine Trunkenbolde, seine Kleinwüchsigen und Großbrüstigen, seine Kindfrauen und seine Harems.

Mit 19 war Fellini nach Rom übersiedelt und arbeitete zunächst als Cartoonist und Gagschreiber. Roberto Rosselini erkannte sein Talent und ließ ihn als Drehbuchautor und Regieassistent mitarbeiten. Mit seinen ersten Filmen war Fellini ein Vertreter des Neorealismus, der nach dem Krieg das Filmschaffen tiefgreifend verändert hatte. Im Zentrum standen jetzt die einfachen Menschen, die gesellschaftliche Realität, die kleinen Dramen, die Armut in der Vorstadt. Man drehte ohne Stars, an Originalschauplätzen.

Aber dann argumentierte Fellini, die Nachkriegszeit sei zu Ende. Der Film könne nicht länger einfach Spiegel einer außergewöhnlichen Wirklichkeit sein. Man müsse wieder Dichter werden, um etwas sagen zu können. Das brachte ihm viel Kritik ein, aber er entwickelte unbeirrt seine Poesie. 1954 wurde seine Abkehr vom Neorealismus zum ersten Mal deutlich, mit einem Film, der zugleich einer seiner schönsten und bekanntesten ist: La Strada.

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Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Nino Rota/1911 - 1979
Album: NINO ROTA: BALLETTMUSIK AUS FILMEN UND CONCERTO SOIREE - Josep Pons
* Il circo (Il numero di Zampano - I giocolieri - Il violino del "Matto") - 3.Satz (00:04:20)
Anderssprachiger Titel: Der Zirkus (Zampanos Auftritt - Die Jongleure - Die Geige des "Verrückten")
Titel: LA STRADA - Symphonische Suite aus dem Ballett nach dem gln.Film
Orchester: Orquesta Ciudad de Granada
Leitung: Josep Pons
Länge: 04:20 min
Label: harmonia mundi France HMC 9018

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