Kulturjournal

Elia Suleiman im Gespräch ++ Grenz-Performance von Filippo Berta ++ Ausstellung Andreas Fogarasi ++ Neuer Musiktrend in Polen

1. Interview mit Regisseur Elia Suleiman
2. Filippo Bertas Stacheldrahtzählung
3. "Nine Buildings, Stripped" von Andreas Fogarasi
4. In Polen boomt Disco-Polo

Beiträge

  • Interview mit Regisseur Elia Suleiman

    Der palästinensische Regisseur Elia Suleiman ist ein Weltenbummler. Geboren 1960 in Nazareth lebte er von 1981 bis 1993 in New York, kehrte dann nach Jerusalem zurück, wo er Dozent für Film an der Universität Bir Zait wurde. Seit einigen Jahren lebt er in Paris. Israel, Frankreich und die USA sind auch die Schauplätze von Suleimans neuem Film "Vom Gießen des Zitronenbaums", in dem er Alltagsbeobachtungen zu rund zwei Dutzend kurzen Episoden verarbeitet, vom Zitronendiebstahl in seinem Garten über die Pariser Modeeleganz und Polizisten, die Gastgärten exakt vermessen bis hin zu überspannten Diskussionen in New Yorker Intellektuellenzirkeln. Schon in seinem Film "Divine Intervention" hat Suleiman 2002 seinen speziellen Humor zum Besten gegeben, doch freilich steckt in seinem Sarkasmus oft ein tragisch-bitterer Kern, auch die politische Sache der Palästinenser betreffend. Suleiman ist aber kein harscher Ankläger, denn wenn die Fronten festgefahren sind, ist für ihn die Absurdität das vordringliche Mittel des Erkenntnisgewinns.

  • "Nine Buildings, Stripped" von Andreas Fogarasi

    Mit einem Jahr Verspätung soll im September 2020 das Berliner Humboldt Forum eröffnet werden, das im rekonstruierten Berliner Stadtschloss untergebracht wird. Auf der berühmtesten Großbaustelle Deutschlands stand einst der Palast der Republik. Als ungeliebtes Erbe der DDR-Zeit wurde das Gebäude zwischen 2006 und 2008 abgerissen. Im Rahmen eines groß angelegten stadtarchäologischen Projekts hat der österreichische Künstler Andreas Fogarasi die architektonischen Materialien des sozialistischen Volkspalastes sowie des neuen Schlosses gesammelt. In der Ausstellung "Nine Buildings, Stripped", die aktuell in der Kunsthalle am Karlsplatz zu sehen ist, befasst sich der Künstler aber auch mit Wiener Gebäuden, die entweder der Abrissbirne zum Opfer gefallen sind oder ein Fassaden-Lifting verpasst bekommen haben.

  • Filippo Bertas Stacheldrahtzählung

    Der ehemalige rechtsnationale Innenminister und Chef der Partei Lega Nord, Matteo Salvini, wollte eine rigorose Einwanderungspolitik durchsetzen, doch die Auflösung der Regierung im September letzten Jahres machte seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Jetzt ist Salvini Oppositionspolitiker. Umfragen zufolge ist ein Großteil der italienischen Bevölkerung aber weiterhin gegen fast jede Form der Migration nach Italien. Erst seit kurzem setzen sich nun italienische Künstler mit dem Thema Einwanderung auseinander. Der Norditaliener Filippo Berta hat sich dazu etwas Besonderes einfallen lassen: Er organisiert Performances entlang politisch aufgeladener Grenzzäune und lässt die Bewohner dieser Regionen die Stacheln der Stacheldrahtzäune zählen - in ihrer jeweiligen Landessprache.

  • In Polen boomt Disco-Polo

    Freche Bands und Sängerbarden, die sich einmischen, gibt es genug in Polen. Aber im öffentlichen Fernsehen sind sie nicht mehr so gefragt, seit die rechtsnationale PIS-Partei die Regierungsgeschäfte und nebenbei auch die Kommandobrücke im Fernsehen übernommen hat. Der Intendant fördert dagegen die Übertragung von "Disco-Polo", eine eher seichte Form der Liedkultur in Polen, die aber ein großes Publikum findet.

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