Frederico Fellini steht vor einem Portrait seiner Frau

AP/CLAUS HAMPE

Gedanken für den Tag

Christian Rathner über Federico Fellini

"Gaukler und Fantast". Christian Rathner, Filmexperte und Filmemacher, macht sich Gedanken zu Federico Fellini, anlässlich dessen 100. Geburtstags. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Mit ausgebreiteten Armen fliegt Christus, der Retter, über die Stadt Rom. Allerdings ist er eine Statue und hängt an einem Hubschrauber. Ein unhandliches Möbelstück, das irgendwo hin transportiert werden muss.

"La dolce vita", "Das süße Leben" heißt Federico Fellinis Meisterwerk aus dem Jahr 1960. Der Film hat Marcello Mastroianni schlagartig international berühmt gemacht. Seine Figur heißt auch Marcello und ist als Klatschreporter Teil der römischen High Society. Ein Odysseus, der auf der Suche nach Lust und Leben durch die Stadt zieht. Er ist gut im Geschäft, aber ziel- und heimatlos. Marcellos Freund ist Society-Fotograf und heißt Paparazzo. Von dieser Filmfigur stammt die Bezeichnung für die ganze Zunft.

Auf den fliegenden Christus folgt der heidnische Eros, eine Szene im Nachtclub. Fellini spielt mit dem Zusammenprall von katholischer Bildwelt und antiker Mythologie. Das süße Leben, das der Titel anpreist, ist eine Reihe von Episoden, die im Letzten um Leere und Tod kreisen.

Besuche im Nachtclub, eine angebliche Marienerscheinung, unverbindlicher Sex oder, eine berühmte Szene, die Filmdiva im Trevibrunnen.

Am Ende steht die angestrengte Orgie einer illustren Runde. Als sie alle hinterher an den Strand gehen, liegt dort ein riesiger toter Fisch, ein Rochen mit weit geöffneten Augen. Eine Gottesmetapher vielleicht. Der Gott, der alles sieht, ist blind, weil er tot ist. "La dolce vita" hat in konservativen Kreisen einen riesigen Skandal ausgelöst - und war daher auch finanziell ein großer Erfolg.

Am Ende sieht Marcello am Strand, auf der anderen Seite einer Flussmündung, Paola, eine junge Frau, die er kennt. Sie ist anders. Eine donna angelicata, eine engelsgleiche junge Frau. Sie ruft ihm etwas zu, aber er kann sie nicht hören. Geht nicht zu ihr. Kehrt zurück zu Seinesgleichen. Das angeblich süße Leben geht weiter. Erlösung ist ein zentrales Thema bei Fellini. In "La dolce vita" bleibt sie aus.

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Nino Rota
Bearbeiter/Bearbeiterin: Nino Rota /Arrangement
Gesamttitel: LA DOLCE VITA / Original Filmmusik
Titel: La Dolce Vita (Finale)
Anderer Gesamttitel: DAS SÜSSE LEBEN
Orchester: Filmorchester
Leitung: Franco Ferrara
Länge: 02:59 min
Label: Soundtrack Factory 606347

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