Roboter-Kunstinstallation

APA/AFP/Tiziana FABI

Salzburger Nachtstudio

Der Hype um die digitale Medizin

12 Fragen an den Gastroenterologen Michael Häfner
Gestaltung: Katrin Mackowski

Was bedeutet es, wenn wir nicht mit einem Arzt aus Fleisch und Blut sprechen, sondern mit einem Chatbot; eine künstliche intelligente Maschine, die eine Diagnostik erstellt und auch gleich Rezeptvorschläge macht. Es geht um die Folgen einer "entpersonalisierten Medizin", sagt der Gastroenterologe Michael Häfner. Aber auch die Systeme selbst, die angeblich Krebsvorhersagen effizienter machen können als der Mensch, zeigen Qualitätsprobleme.

Algorithmen, die unsere Gesundheit berechnen, gelten eben nicht für alle Menschen gleich und sind noch nicht so intelligent wie man denkt. Immer wieder kommt es zu Qualitätsproblemen bei der Tele-Medizin oder bei Untersuchungen, wenn sie von Systemen der künstlichen Intelligenz begleitet werden. Michael Häfner selbst forscht mit an einem System, bei dem eine Software bei der Darmkrebsvorsorge-Koloskopien die Arbeit des Gastroenterologen ergänzt und für mehr Qualität in der Treffsicherheit sorgen soll. "Bis zu 20 Prozent der Polypen werden übersehen", erklärt der Gastroenterologe.

Medien und PR-Werbekampagnen sorgen derzeit um einen Hype rund um die Digitalisierung in der Medizin, während Forscher und Entwickler noch nach den realen Möglichkeiten zur medizinischen Verbesserung suchen. Die Verbindung von Mensch und Maschine selbst ist es, die ethische wie technische Probleme aufwirft. Abgesehen davon stellt "Big Data" vor Herausforderungen: Hacker-Kriminalität und technische Defekte sind die großen Probleme. Eine Handy-App wie "beyondverbal", die auf 150.000 Krankenakten basiert, filtert beispielsweise aus individuellen Daten heraus, ob Herz-Kreislaufkrankheiten drohen. Ganz abgesehen von einer ständigen Überwachung und Datensammlung durch Systeme der künstlichen Intelligenz, droht auch psychische Manipulation durch die Technik selbst; eine künstlich erzeugte Paranoia, sich als gerade noch gesund oder schon krank zu empfinden.

Ein Salzburger Nachtstudio von Katrin Mackowski

Sendereihe

Gestaltung

  • Katrin Mackowski