Bruno Kreisky

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Gedanken für den Tag

Johannes Kunz über Bruno Kreisky

"50 Jahre Ära Kreisky". Johannes Kunz, 1973 bis 1980 Pressesprecher von Bruno Kreisky, erinnert sich an den für die Geschichte Österreichs so prägenden Staatsmann

Von weitreichender Bedeutung nicht zuletzt für die Wählbarkeit der SPÖ in bürgerlichen Kreisen war das Bemühen Bruno Kreiskys um eine Verständigung mit der katholischen Kirche. Der Agnostiker Kreisky hatte dabei in Kardinal Franz König einen kongenialen Partner. Die SPÖ hatte eine antiklerikale Tradition und König wollte seinerseits aufgrund der Erfahrungen in der Ersten Republik die Kirche aus dem tagespolitischen Streit herausführen.

In der Ersten Republik hatte sich die katholische Kirche klar auf der Seite der christlich-sozialen Partei positioniert, die zeitweise mit Ignaz Seipel sogar einen Prälaten als Parteiobmann hatte, der auch Bundeskanzler war. Und im autoritären Ständestaat unter christlich-sozialem Regime wurde das Parlament aufgelöst und die Sozialdemokratie in die Illegalität gedrängt.

Bis in die unmittelbare Nachkriegszeit soll es üblich gewesen sein, dass von den Kanzeln der Kirchen vor Wahlen direkte Empfehlungen kamen, wen christliche Bürger wählen sollten. Kardinal König machte dem ein Ende und stellte klar: "Ich bin kein Bischof der ÖVP und kein Bischof der SPÖ, kein Bischof der Unternehmer und keiner der Gewerkschafter, nicht ein Bischof der Bauern und nicht einer der Städter. Ich bin der Bischof aller Katholiken. Die Kirche ist für alle da, sie fühlt sich verantwortlich für alle Menschen, auch für jene, die ihr formell nicht zugehören." Bald nannte man König den "roten Kardinal", was in konservativen Kreisen gewiss kein Kompliment war.

Bruno Kreisky wiederum sah in jungen Katholikinnen und Katholiken potenzielle Verbündete etwa in der Einstellung gegenüber der sogenannten "Dritten Welt" oder in der Haltung zum Krieg. Überdies beeindruckte ihn das stark erwachte soziale Gewissen innerhalb der Kirche unter Papst Johannes XXIII. Zwischen Kreisky und König entwickelte sich eine hohe persönliche Wertschätzung, wenngleich die 1973 vom Nationalrat mit SPÖ-Mehrheit beschlossene Fristenlösung, also die Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen innerhalb der ersten drei Monate, dieses gute Verhältnis auf eine starke Probe stellte. Mitte der 1980er Jahre schrieb Kreisky im zweiten Teil seiner Memoiren: "Es war ein großes Glück, dass wir in der Zweiten Republik - seit Einführung der Volkswahl - nicht nur vier Ehrenmänner als Bundespräsidenten besaßen, sondern auch diesen Kardinal. Es wird nicht leicht sein, noch einmal ihresgleichen zu finden.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Gustav Mahler/1860 - 1911
Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Titel: Suite aus Orchesterwerken von Johann Sebastian Bach
* Rondeau. Badinerie. Rondeau / a.d.Suite Nr.2 in h-moll BWV 1067 - 2.S. (00:03:40)
Solist/Solistin: Peter Schwarz /Cembalo
Orchester: Radio Symphonieorchester Berlin
Solist/Solistin: Peter Siegele /Orgel
Solist/Solistin: Martin Ulrich Senn /Flöte
Länge: 03:40 min
Label: Koch Schwann 11637

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