Land der Kammern

6. März 2020, 13:00

Diese Woche hat in Österreich die Wirtschaftskammerwahl stattgefunden - mehr als 540.000 Mitglieder konnten ihre Stimme abgeben. Während die Teilnahme an der Wahl freiwillig erfolgt, ist die Mitgliedschaft in der Wirtschaftskammer Pflicht und zwar für alle Wirtschaftstreibenden, die nicht in der Landwirtschaft oder in freien Berufen tätig sind. Letztere haben eigene Kammern. Eine eigenständige Interessensvertretung haben auch Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellte und auch hier ist die Mitgliedschaft aller gesetzlich festgelegt.

Von A wie Arbeiterkammer bis Z wie Zahnärztekammer - in punkto verpflichtende Standesvertretungen hat Österreich viel zu bieten. 13 Dachorganisationen gibt es, die sich nochmals in etliche Landesorganisationen unterteilen. Die Mitgliedsbeiträge werden dazu verwendet, die Mitglieder zu vertreten und zu fördern, sie zu bilden und zu beraten.

Doch die Kammern geraten regelmäßig in die Kritik: Mitglieder der Wirtschaftskammer kritisieren, dass sich die Interessen der Fachgruppen mitunter widersprechen und eine Interessensvertretung daher nicht möglich sei. Der Apparat selbst sei aufgeblasen, die Beiträge zu hoch.

Bei Standesvertretungen wie der Anwalts- oder Ärztekammer würden Disziplinarverfahren zu lange dauern. An der Landwirtschaftskammer wird ihr zu großer politischer Einfluss kritisiert. Allen mangle es an Transparenz: Wie viel wofür ausgegeben wird, ist nur über parlamentarische Anfragen zu erfahren.

Doch die Kammern, allen voran Wirtschafts- und Arbeiterkammern, sind Eckpfeiler der Sozialpartnerschaft. Die Verhandlung von Löhnen und der Interessensausgleich in sozialpolitischen Fragen gehören zu ihren Kernaufgaben. Auch deswegen ist die Pflichtmitgliedschaft seit 2007 in der österreichischen Verfassung verankert.

Wäre auch ein anderes System denkbar, um Kollektivverträge zu verhandeln? Wie unterscheiden sich die unterschiedlichen Kammern bei der Interessensvertretung? Welche Reformen wären denkbar?

Zu Fragen wie diesen ist der Politikwissenschaftler Emmerich Tálos zu Gast bei Marlene Nowotny.

Wie stehen Sie zum Kammersystem und den gesetzlichen Interessensvertretungen? Unter der Telefonnummer 0800 22 69 79 erreichen Sie uns live während der Sendung und kostenfrei aus ganz Österreich oder Sie schreiben ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Marlene Nowotny