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Gedanken für den Tag
Julian Pölsler über Marlen Haushofer
"Ein neues Leben in der fremden Welt". Julian Pölsler, Regisseur und Drehbuchautor, greift Aspekte aus dem Film "Die Wand" heraus und stellt seine persönlichen Assoziationen und Gedanken dazu vor
12. März 2020, 06:56
Über die Liebe schreibt Marlen Haushofer in ihrem Roman "Die Wand" Folgendes:
"Ich bedaure die Tiere und ich bedaure die Menschen, weil sie ungefragt in dieses Leben geworfen werden. Vielleicht sind die Menschen bedauernswerter, denn sie besitzen genauso viel Verstand, um sich gegen den natürlichen Ablauf der Dinge zu wehren. Das hat sie böse und verzweifelt werden lassen und wenig liebenswert. Dabei wäre es möglich gewesen, anders zu leben.
Es gibt keine vernünftigere Regung als Liebe. Sie macht den Liebenden und dem Geliebten das Leben erträglicher. Nur, wir hätten rechtzeitig erkennen sollen, dass dies unsere einzige Möglichkeit war, unsere einzige Hoffnung auf ein besseres Leben. Für ein unendliches Heer von Toten ist die einzige Möglichkeit des Menschen für immer vertan. Immer wieder muss ich daran denken. Ich kann nicht verstehen, warum wir den falschen Weg einschlagen mussten. Ich weiß nur, dass es zu spät ist."
Marlen Haushofer hat schon recht, wenn sie schreibt, dass die Liebe die vernünftigste Regung des Menschen ist. Warum aber ist sie so schwer zu leben? Warum ist es so schwer zu lieben? Weil es als Voraussetzung fordert, dass man ein guter Mensch ist und im anderen einen guten Menschen erkennt. Es fällt mir schwer, ein guter Mensch zu sein. Lao Tse sagt ja, dass es gar nicht so schwer wäre. Er schreibt: "Ich bin gut zu den Menschen, die gut zu mir sind. Ich bin aber auch gut zu den Menschen, die nicht gut zu mir sind. So vermehre ich das Gute in der Welt."
Darüber hinausgehend sagte Christus ja, dass wir nicht nur gut zu den Menschen sein sollen, sondern sie lieben sollen. Und als größte Herausforderung fordert er uns auf, sogar unsere Feinde zu lieben. Wenn das die Menschen eines Tages zuwege bringen werden, dann wird es eine bessere Welt geben können. Jeder neue Tag bietet ja eine neue Möglichkeit, dies zu versuchen. So möge eines Tages die Übung gelingen. So möge die Übung mir heute gelingen.
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Album: BACH: SONATEN U.PARTITEN FÜR VIOLINE SOLO BWV 1001-1006 - J.Fischer
* Menuet I-II - 4.Satz (00:03:55)
Titel: Partita für Violine Nr.3 in E-Dur BWV 1006
Solist/Solistin: Julia Fischer /Violine < Jean Baptiste Guadagnini, 1750 >
Ausführender/Ausführende: Julia FISCHER/geb.1983 München
Länge: 03:55 min
Label: PentaTone classics 5186072 (2