Zeitgenössische Darstellung von Hölderlin

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Logos - Glauben und Zweifeln

Friedrich Hölderlin und die Religion

"Der Dichter, der die Götter beschwor". Anlässlich des 250. Geburtstages von Friedrich Hölderlin skizziert der Philosoph und evangelische Theologe Christoph Quarch anhand ausgewählter Zitate aus dem "Hyperion" und verschiedenen Gedichten die Grundzüge von Hölderlins Religion

Friedrich Hölderlin war einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Zunge und er war immer auch mehr als nur ein Dichter. Hölderlin konnte andere begeistern, weil er den guten Geist zur Sprache bringt, der Menschen wachsen und erblühen lässt. Sein Dichten und Denken sind deshalb 250 Jahre nach seinem Geburtstag (20. März 1770) nicht nur ungebrochen aktuell, sondern das Interesse daran wächst auch.

Zu Zeiten Hölderlins begann die aufkommende Ökonomie und Technik die Welt zu dominieren. Die Welt erschien ihm von allen guten Geistern verlassen und eben in dieser Situation weist Hölderlin den Weg zu einem authentischen, lebendigen, seelenvollen, freien und begeisterten Menschsein. Seine Dichtung versucht, den Problemen und Pathologien unserer technisch-ökonomischen Moderne zu entrinnen. Den Ausweg erkannte Hölderlin in einer neuen Religion, in deren bedingungslosen Dienst er sich stellt. Diese Religion nahm Maß an der ganz diesseitigen, der natürlichen Welt huldigenden Frömmigkeit der alten Griechen. Hölderlin erkannte darin ein willkommenes Gegengift sowohl gegen ein erstarrtes Christentum als auch eine denaturierte Wissenschafts- und Technikgläubigkeit.

Als Sänger und Priester des "Heiligen Seins" dieser Welt blieb Hölderlin lange verkannt. Heute erscheint es eher möglich, die Dringlichkeit und Wahrheit seines Anliegens besser begreifen zu können. Sich mit seiner - oft nicht leicht zugänglichen - Dichtung zu beschäftigen kann helfen, das eigene Leben fruchtbar zu machen. Der Dialog mit Hölderlin bietet heute zahlreiche Impulse für ein spirituelles Leben und ein lebendiges Menschsein.

Der Philosoph und evangelische Theologe Christoph Quarch skizziert anhand ausgewählter Zitate aus dem "Hyperion" und verschiedenen Gedichten die Grundzüge von Hölderlins Religion und setzt diese in aktuelle Bezüge zum Leben von heute.

Christoph Quarch (*1964 in Düsseldorf) ist Philosoph, evangelischer Theologe und Bestsellerautor. Er wird als der "bodenständigste Philosoph Deutschlands" ("Die Zeit") bezeichnet und ist ein international renommierter Platon-Spezialist. - Gestaltung: Johannes Kaup

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