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APA/HELMUT FOHRINGER

Punkt eins

Wenn Ausnahme zur Norm wird

Wie wird die "neue Normalität" unsere Gesellschaft und die Demokratie verändern? Gäste: Susanne Scholl, Autorin und langjährige ORF Korrespondentin in Moskau & Barbara Toth, Historikerin und Politikjournalistin bei der Stadtzeitung Falter. Moderation: Elisabeth Scharang.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79; E-Mails an punkteins(at)orf.at

"Als ich heute durch die leere Stadt spaziert bin, habe ich mich gefragt, wie wir nach dieser Krise weiterleben werden und ob wir auf dem besten Weg sind, unsere Demokratie aufzugeben" schreibt die Journalistin und ehemalige ORF-Auslandskorrespondentin Susanne Scholl in einem Kommentar auf social media. "Schleichend und unbemerkt wird vielleicht vieles, was wir für selbstverständlich hielten, einfach verschwinden."

Als im Jänner in der chinesischen Stadt Wuhan die Ausgangssperre verhängt wurde und mit weitreichenden Einschränkungen das private und das öffentliche Leben zum Erliegen kam, war wohl bei vielen in Europa der erste Gedanke: So etwas geht nur in einem Land wie China, wo der Staat eine derart starke Kontrolle über seine Bürgerinnen und Bürger hat.

Inzwischen ist die Quarantäne in Wuhan aufgehoben und beinahe alle europäischen Staaten haben Ausgangsbeschränkungen eingeführt. Österreich erlebt dadurch die größten Grundrechtseingriffe seit 1945. Was vor kurzem noch undenkbar schien, ist heute Alltag. Ist diese Anpassung ein notwendiger Mechanismus, um mit so einer Ausnahmesituation fertig zu werden?

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) spricht seit Ende letzter Woche von der "Phase der neuen Normalität", die nach den massiven Einschränkungen kommen wird. Wie kann diese "neue Normalität" aussehen? Werden wir die Selbstkontrolle und die Kontrolle über andere, die wir zurzeit brauchen, um uns und andere zu schützen, einfach wieder zurückschrauben können? Was wird diese Krise mit unserer Gesellschaft und unserer politischen Kultur machen?
Barbara Toth, Historikerin und Journalistin, geht noch einen Schritt weiter und stellt die These in den Raum: Diese, mit der Corona-Krise Hand in Hand gehende Trennung von Familie und allem anderen, von Drinnen und Draußen - den aus feministisch-historischer Sicht einst angestammten Bereichen der Frau und des Mannes - werfe alle, Frauen wie Männer, um Jahrzehnte zurück.

Elisabeth Scharang diskutiert mit den beiden Publizistinnen Susanne Scholl und Barbara Toth über die möglichen Domino-Effekte dieser Krise, durch die sich grundlegende Fragen stellen.

Es gibt laute Stimmen, die an eine Stärkung der Demokratie und eine Weiterentwicklung der Gesellschaft durch die Erfahrungen, die wir in diesen Wochen machen, glauben. Sehen Sie das ebenfalls positiv? Oder fürchten Sie um den Datenschutz und um Bürgerinnenrechte, die auf dem Spiel stehen könnten? Was wird die "neue Normalität" für uns bedeuten?

Diskutieren Sie mit! Kostenlos aus ganz Österreich während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 69 79 oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Michael Stipe
Titel: It's the End of the World as We Know It
Ausführender/Ausführende: Room
Länge: 03:01 min
Label: Strange Fruit Rec

Urheber/Urheberin: Anaïs Mitchell
Titel: 1984
Ausführender/Ausführende: Anaïs Mitchell
Länge: 02:50 min
Label: Righteous Babe Records

Urheber/Urheberin: Terry Riley, Philip Glass
Titel: Think Anything
Ausführender/Ausführende: Mammal Hands
Länge: 01:35 min
Label: Gondwana Records

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