Toni Faber über den Stephansdom

6. April 2020, 06:56

Es sind bewegte Zeiten, die wir gerade gemeinsam - doch oft örtlich voneinander getrennt - erleben. Ungewohnte Ruhe beim Blick aus dem Fenster. Es ist dieses Jahr eine sehr leise Karwoche.

Genau vor einem Jahr, am Montag in der Karwoche, haben fast alle von uns die ersten so erschreckenden Bilder aus Paris gesehen: die herrliche Kathedrale Notre Dame als Raub der Flammen, der brennende gotische Dachstuhl mit seinem Dachreiter vor unseren Augen und den betroffen auf den Straßen knienden, betenden und weinenden Menschen in der Pariser Innenstadt, der Seine-Insel. Alle wurden wohl an den verheerenden Brand des Stephansdomes vor 75 Jahren erinnert, wo die Fotografien der Zerstörung so sehr diesen bestürzenden Bildern im Live-Fernsehen glichen.

Im Zugehen auf das Osterfest werden die Tage der Zerstörung damals und des jetzigen Leidens aller unter der Corona-Pandemie nicht ausgeklammert. Die bewusste Wahrnehmung der Karwoche ist eine Einladung für ein tiefes Nachempfinden der letzten Tage Jesu Christi vor seinem großen Leiden, mit dem er die Menschheit erlöst hat. Mit all den Hoffnungen und den in der Luft liegenden Gefahren und Katastrophen. Als die Kathedrale Notre Dame in Paris brannte, wurden alle Kirchenglocken aus dem Akt des Mitgefühls und des gemeinsamen Schmerzes geläutet. So viele Opfer der todbringenden Pandemie haben wir in der ganzen Welt zu beklagen. Und unser Mitgefühl gilt all denen, die den Betroffenen und ihren engsten Angehörigen beistehen.

Keiner soll sich in diesen Tagen im Zugehen auf das Osterfest allein fühlen. Alle sollen wissen und davon ermutigt werden, und daran glaube ich fest, dass wir Menschen unseren Weg in der Zusage der begleitenden Gegenwart Gottes gehen.

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler