Ö1 Kunstsonntag: Überblick

Kunstostersonntag aus dem Heimstudio

Online-Kunst, Südstaatenerbe, Vereinzelungsanlage und Reisen im Kopf

Radio Österreich 1 erweist sich in veranstaltungslosen Zeiten erst recht als eine der größten Kulturplattformen Österreichs. Künstlerinnen und Künstler machen ihre Home-Aktivitäten auf dem neu ins Leben gerufenen Ö1-Kulturforum im Web sichtbar. Helmut Jasbar hat anstelle der sonst hier üblichen Live-Radiosession eine Auswahl der vielen superben Beiträge mit Schwerpunkt Musik kuratiert.

Überwiegend zu Ostern (1926) spielt jenes Werk des US-Autors William Faulkner, das er selbst als sein bestes bezeichnete: "Schall und Wahn", der Roman über den Niedergang einer Südstaaten-Familie, die lebt, als hätte es die Sezessionskriege nicht gegeben. Die Tonspuren navigieren durch den enigmatischen, über weite Strecken experimentellen Text in der Neuübersetzung von Frank Heibert, die das Werk deutschsprachigen Lesern erstmals adäquat zugänglich macht. Faulkner selbst ist in historischen Aufnahmen zu hören!

Die Milestones kreisen ebenfalls um das schwierige Erbe der ehemaligen Sklavenhaltergesellschaft. Es geht um einen hochpolitischen Meilenstein der Jazzgeschichte: Das Konzeptalbum "We Insist! Freedom Now Suite" des einflussreichen Schlagzeugers Max Roach nach Texten von Oscar Brown Jr. und mit dem Gesang von Roachs späterer Ehefrau Abbey Lincoln. In fünf rhythmusbetonten Stücken begeben sich die drei auf eine Reise zu den afrikanischen Wurzeln des Jazz.

In den Neuen Texten versprachlicht Sophie Reyer die innere Welt eines Kindes mit Down-Syndrom, und wie "Das Mädchen La" die problematische Beziehung seiner Eltern wahrnimmt.

Die Jetlag Allstars knöpfen sich mit bekannter Gründlichkeit den zur Situtation so passenden Begriff Vereinzelungsanlage vor, samt Jurywertung für die beste Erklärung.

Die Filmkolumne Zoom In lässt anlässlich der Maskenpflicht die Maske im Film Revue passieren.

Und das Kunstradio ermöglicht mit "Location Podcasts" Reisen im Kopf. Kurze künstlerische Hörstücke versetzen den Hörer oder die Hörerin an andere Orte. Initiiert wurde das Projekt von der EBU-Ars Acustica Gruppe für Radiokunst. Da wird ein geschäftiger Fleischmarkt im australischen Melbourne besucht oder ein leerer Zug in Helsinki; wir nehmen Platz auf einer Sitzbank beim Moselsteig und lauschen den Möwen über einem Kanal in Göteborg. Beim Hören überlagt sich diese Klang-Realität mit jener der Hörumgebung - ein akustischer Standortwechsel mit einfachsten Mitteln.

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