Wladimir Iljitsch Lenin

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Betrifft: Geschichte

Verehrt, verklärt und gehasst

Wladimir Iljitsch Uljanow genannt Lenin. Mit Verena Moritz vom Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien
Gestaltung: Andreas Wolf

Wladimir Iljitsch Uljanow, alias Lenin, wurde am 22. April 1870 in Uljanowsk (ehemals Simbirsk) in eine kleinadelige Familie hinein geboren.

Durch seinen älteren Bruder Alexander wurde der junge Lenin von sozialrevolutionären Ideen beeinflusst. Nach Alexanders Beteiligung an einem gescheiterten Attentat auf Zar Alexander III. wurde er 1887 hingerichtet. Acht Jahre später verbüßte Lenin wegen "Agitation" zunächst eine Haft-, später eine Verbannungsstrafe in Sibirien. Nach seiner Rückkehr im Februar 1900 wurde er sofort wieder politisch aktiv. 1903 gründete er die "Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands" (Bolschewiki) - die Vorgängerorganisation der Kommunistischen Partei.

Der Beginn des 1. Weltkrieges überraschte Lenin im österreichischen Galizien, wo er als "feindlicher Ausländer" inhaftiert wurde. Nachdem sich Viktor Adler für seine Freilassung einsetzte, durfte er in die neutrale Schweiz ausreisen.

Im Frühling 1917 wurde der russische Zar gestürzt und Lenin mit Hilfe Deutschlands nach Russland geschleust. Mit seiner Rückkehr nach Russland, so das Kalkül, sollte das Land weiter destabilisiert werden und in der Folge aus dem Krieg ausscheiden. Tatsächlich eroberten die Bolschewiki, wenige Monate später, in der Oktoberrevolution die Macht.
Am 3. März 1918 unterschrieb Russland den Frieden von Brest-Litowsk. Auf den Frieden folgte eine Bodenvergabe an Bauern, sowie die Übernahme der Fabriken durch Arbeiter. Lenin organisierte auch die Partei um und ließ den Geheimdienst Tscheka sowie die Rote Armee gründen. Beide Organisationen setze er in dem bis 1922 dauernden Russischen Bürgerkrieg ein, der rund 8 Millionen Tote forderte.

Am 30. August 1918 verübte die Sozialrevolutionärin Fanny Kaplan ein Attentat auf Lenin, den sie als "Verräter der Revolution" bezeichnete. Möglicherweise lösten die Spätfolgen des Mordversuches eine Reihe von Schlaganfällen aus. An deren Folge starb der Revolutionär am 21. Jänner 1924 in Gorki.

Lenins Bilanz ist zwiespältig. Den Millionen Opfern von rotem Terror und Bürgerkrieg stehen weitreichende Sozial- und Bildungsreformen gegenüber. Auch wenn er vorgab die Arbeiter zu vertreten, scheute er nicht vor Terror und Massenexekutionen zurück, wenn diese seinen Vorgaben nicht Folge leisteten. Auch den Bauern gewährte er nur solange Freiheiten, bis seine Macht gefestigt war. Lenins langer Schatten sollte in den folgenden Jahrzehnten noch auf unheilvolle Weise weiter wirken und unter Stalin noch viele Millionen Tote fordern.

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