Brot wird verbrannt

AP/MARKUS SCHREIBER

Gedanken für den Tag

Claudia Prutscher über das jüdische Pessach-Fest

"Mazzes für den Weg". Claudia Prutscher, Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, erzählt über ihre Vorbereitungen zum Pessach-Fest und dessen Höhepunkt, den Sederabend

Jüdische Feiertage haben eine ganz besondere Bedeutung im Leben jeder Jüdin und jedes Juden. Es geht sehr stark um Erinnerung. Wir gedenken unserer Vorfahren, was sie alles durchleben mussten, welche Prüfungen ihnen auferlegt wurden und wie sie immer wieder zur Freiheit gelangten. Der Auszug aus Ägypten ist für uns nicht nur Geschichte, sondern ein wichtiges, lebendiges Erbe.

Zu Pessach wird aus der "Haggadah", der Erzählung des Auszugs aus Ägypten, gelesen. Die hebräische Wurzel des Wortes Haggadah ist verwandt mit der Wurzel von aggadah, die bedeutet "erzählen" und "zusammenbringen". Es ist eine Mitzweh, eine gute Tat, an diesem Abend nicht nur die Familie zu versammeln, sondern auch alleinstehende Menschen dazu einzuladen. Vieles davon ist in diesem Jahr leider nicht möglich.

Doch jeder jüdische Feiertag, so auch Pessach, ist eine stete Erneuerung der Grundwerte des jüdischen Glaubens: Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Familie. Im Judentum ist Freiheit keine Lizenz für den Einzelnen, ein Leben nach Lust und Laune zu führen. Im Gegenteil, es bedeutet Sorge zu tragen, um den "Anderen" - um die Armen, die Alleingelassenen, die Vergessenen. Um diejenigen, die wir sehen, wenn wir aus unseren Fenstern schauen, eine alleinerziehende Mutter, ein Armer, der am Abend liegengelassenes Gemüse einsammelt, ein todkranker Mensch, der um ein helfendes Medikament bittet.

Auch heute ist es wichtig, an diese Botschaft der Pessach-Geschichte zu erinnern. Gerade erleben wir eine Zäsur unseres Alltags, isoliert durch die Corona-Krise. Daher sollen wir aufeinander aufpassen und gegenseitig Rücksicht nehmen. Denn wir sind füreinander verantwortlich, wir sind eine Gemeinschaft. Durch die Gefahr der Infizierung durch den Coronavirus sehen wir, wie wichtig es ist, einander zu schützen. Jeder Einzelne wird durch seine bzw. ihre Rücksichtnahme zum Lebensretter, zur Lebensretterin.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Isaku Fujita
Album: THE SINGING CLARINET
Titel: To the holy land/instr.
Solist/Solistin: Giora Feidman /Klarinette m.Begl.
Länge: 02:13 min
Label: Pläne 88582

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