AP/ACHMAD IBRAHIM
Gedanken für den Tag
Wolfgang Müller-Funk über die Begegnung von Kulturen
"West begegnet Ost, Goethe und Hafis". Zum Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan stellt der Literaturwissenschafter Wolfgang Müller-Funk Gedichte von Goethe und Hafis vor
25. April 2020, 06:56
Goethes "West-östlicher Divan" ist ein Werk der Begegnung: mit dem persischen Dichter Hafis und mit dem österreichischen Gelehrten Josef von Hammer-Purgstall. Aber es gibt noch eine dritte Person, die in seiner orientalischen Gedichtsammlung überaus präsent ist. Und das ist eine Frau.
Die dritte Mitwirkende an Goethes "Divan" ist nämlich Maria Anna Katharina Theresia von Willemer, die eigenhändig an Goethes Werk mitgewirkt hat, sie ist vermutlich in Linz geboren, uneheliche Tochter einer Schauspielerin, die es nach Frankfurt verschlagen hat; Anna wird Adoptivtochter, Geliebte und schließlich Ehefrau des mit Goethe bekannten Bankiers Johann Jakob Willemer.
Am 4. August 1814 trifft die junge, damals Dreißigjährige zum ersten Mal den schon 65-jährigen ,Dichterfürsten'. Daraus entspinnt sich eine unmögliche Liebe, die in die orientalische Dichtung verschoben wird. Sie bildet das Herzstück von Goethes orientalischem Werk. Was in der Realität wegen des Altersunterschieds, aber auch wegen der Tatsache, dass beide verheiratet sind, verwehrt bleibt, wird im dichterischen Versteckspiel genossen: "Ich will küssen! Küssen! Sagt´ ich." Das lyrische Ich tauft die Geliebte, deren "Locken" ihn "gefangen halten", Suleika. Sich selbst gibt er den Namen eines vorislamischen unscheinbaren Arabers namens Hatem. Daraus entsteht ein lyrisches Duett, wobei einige Strophen von der romantisch-unerreichbaren Geliebten selbst verfasst sind; Goethe hat diese unter der Hand in sein Opus einbezogen, so auch die folgenden Verse Suleikas:
Ach! Die wahre Herzenskunde,
Liebeshauch, erfrischtes Leben
Wird mir nur aus seinem Munde,
Kann mir nur sein Athem geben.
Goethe hat der Geliebten das Gedicht "Gingo biloba" mitsamt einer Zeichnung des zweilappigen Blattes als Zeichen seiner Liebe und Verbundenheit geschickt:
Bist Du von deiner Geliebten getrennt
Wie Orient vom Occident,
Das Herz durch alle Wüste rennt,
Es gibt sich überall selbst das Geleit,
Für Liebende ist Bagdad nicht weit.
Service
Johann Wolfgang von Goethe, "West-oestlicher Divan", dtv
Hafis, Johann Christoph Bürgel, "Gedichte aus dem Diwan", Verlag Reclam
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Francois Adrien Boieldieu/1775 - 1834
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Saint Just D' Aucourt/1770 - 1826
Gesamttitel: LE CALIFE DE BAGDAD / Opera comique in einem Akt / Gesamtaufnahme
Titel: 1. Ouverture (00:07:05)
Anderssprachiger Titel: DER KALIF VON BAGDAD
Leitung: Bernard Thomas
Orchester: Orchestre Bernard Thomas
Solist/Solistin: Nicole Monestier /Zetulbe, Sopran
Solist/Solistin: Sarah Ouaki /Kesie, Dienerin der Zetulbe, Sopran
Solist/Solistin: Cecile Elloir /L'Emaide, Mutter der Zetulbe, Alt
Solist/Solistin: Frederic Plantak /Isauun, der Kalif, Tenor
Solist/Solistin: Michel Fokenoy /Le Juge, Tenor
Chor: Ensemble Vocal Patrick Marco
Länge: 07:05 min
Label: Thesis THC 82015