Der Fotograf inszeniert hier die Gleichzeitigkeit von Gewalt und Alltag 1945. Kinderwagen und Panzer sind aber auch Symbole für die Überwindung des Kriegs und den Neubeginn.

ÖNB/OTTO CROY

Gedanken für den Tag

Monika Sommer über Paula von Preradovic

"Leben nach dem Krieg" - 75 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs
von Monika Sommer, Historikerin und Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich

Paula von Preradovic

Die österreichische Lyrikerin und Schriftstellerin Paula von Preradovic hat das Kriegsende in Wien erlebt. Im Zweiten Weltkrieg haben sich Preradovic und ihr Mann, der Journalist und Historiker Ernst Molden, sowie ihr Sohn Fritz, im Widerstand gegen den Nationalsozialismus betätigt. Mehrmals wurde sie von der Gestapo verhaftet und inhaftiert.

In ihrer "Wiener Chronik" hat sie die Monate April und Mai 1945 aufgezeichnet. Sie schreibt von Not und Verzweiflung, aber auch vom Glück über einen halben Laib Brot, von vierzehnjährigen Buben, die zum Volkssturm geholt wurden, von der Sehnsucht nach ihren vermissten Söhnen, von der Ankunft der Roten Armee und vom Wiedererwachen der Stadt.

Schon bald ging es darum, Österreich als eigenständige Nation neu aufzubauen - ein eigenes Österreich-Bewusstsein musste geschaffen und die nationalen Symbole entwickelt werden. Im Haus der Geschichte Österreich zeigen wir die vielen Textvarianten, die 1946 bei einem Ausschreiben für den Text der Bundeshymne eingeschickt wurden. Da kein Vorschlag gefallen hat, hat man einige Schriftstellerinnen und Schriftsteller gebeten, Textvorschläge einzureichen. Preradovics Gedicht "Land der Berge, Land am Strome" ist, nach leichten Abänderungen der Bundesregierung, am 25. Februar 1947 als offizielle österreichische Bundeshymne eingeführt worden.

Der Text ist ein wichtiges Zeichen dafür, wie sich die Geschlechtervorstellungen in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg verändert haben. Künstlerinnen wie Tini Kainrath und Christina Stürmer haben Varianten der Bundeshymne gesungen und auch die Töchter in den Text aufgenommen. Die geschlechtergerechte Änderung der Hymne ist am 1. Jänner 2012 im Bundesgesetz verankert worden. Gerade jetzt, in der großen Gesundheitskrise, zeigt sich wieder einmal ganz besonderes die tragende Rolle von Frauen in der Gesellschaft. Gerade jetzt bewahrheitet sich allerdings auch wieder, was der Soziologe Ulrich Beck einmal festgehalten hat: "Die Armut hat ein weibliches Gesicht."

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart
Titel: Österreich / Nationalhymne (Bearbeitung) (instrumental)
Untertitel: Österreichische Bundeshymne
Solist/Solistin: Walter Baco /Klavier
Länge: 04:17 min
Label: EP AR, LC 9549

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