Medizin und Gesundheit

Corona-Epidemie: Update in Zeiten der Lockerungsverordnungen

Angst ist ein schlechter Ratgeber - was uns die aktuellen Corona-Studien lehren.
Die Angst geht um, die Öffentlichkeit ist sensibilisiert und die Medien reagieren mit einer wahren Flut an Informationen zum neuen Coronavirus und der Covid-19-Erkrankung. Dazu gehören auch Meldungen wie: "Neuer Wirkstoff wird entwickelt." Das sei so absolut irreführend, sagt Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Markus Zeitlinger, Leiter der Wiener Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie und Koordinator der Studien rund um die neue Erkrankung. "Wichtig ist immer, in welchem Stadium der Entwicklung eine Substanz steht. Hat man gerade erst ein möglicherweise wirksames Prinzip gefunden, oder hat der Wirkstoff erste Tests im Labor bestanden, wird sie bereits am Menschen erprobt? Und selbst wenn eine Substanz alle Testphasen durchgemacht hat, müssen eventuell noch Produktionsstätten und Vertrieb aufgebaut werden", erklärt Zeitlinger. Eine akute Hilfe in der aktuellen Situation sei dadurch nicht zu erwarten.

Alles was es gibt, wird getestet

Mehr Chancen bietet eine "Umwidmung" oder neudeutsch "Repurposing" genannte Zulassung bereits in anderen Einsatzgebieten verwendeter Substanzen. Auch über diese Gruppen von Medikamenten wurde bereits viel berichtet, zum Teil recht Widersprüchliches. Ob hier mittlerweile Antworten aus den großen internationalen Studien vorliegen, die klare Ergebnisse liefern, das wird Markus Zeitlinger in dieser Ausgabe des "Radiodoktors" auf Ö1 beantworten. Die größten Chancen sieht der Experte für klinische Pharmakologie allerdings in der Impfstoffentwicklung. Hier laufen mittlerweile zahlreiche Projekte, darunter auch österreichische Entwicklungen.

Wird morgen nicht vorbei sein.

Die nächsten Monate allerdings müssen wir sicher noch mit dem Virus leben (lernen). Aber - mit zunehmendem Wissen - besser und "lockerer". Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger, Leiter des Geschäftsfelds Öffentliche Gesundheit bei der AGES, untersucht das Auftreten der Erkrankung (die sog. "Cluster") und verfolgt Infektionsketten zurück. Das ist unbedingt erforderlich, um sichere Handlungsempfehlungen abgeben zu können.
Dazu einige Beispiele:
Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs? Franz Allerberger: "Absolut sinnvoll! Keiner der sogenannten Indexpatienten war unter 15 Jahre. Und das ist auch die Erfahrung in anderen Ländern, dass Kinder, und übrigens auch Schwangere, als Überträger keine Rolle spielen".
Outdoor-Aktivitäten? "Unbedingt! Von 300 untersuchten Clustern konnte kein einziger auf eine Beschäftigung im Freien zurückgeführt werden."

Der Alltag ist nicht gefährlich

Die Erkenntnisse dieser Analysen helfen Ängste und damit einhergehende irrationale Verhaltensweisen wie das Tragen von Einmalhandschuhen im Supermarkt oder den Einsatz von Flächendesinfektionsmitteln im Alltag, wieder einzudämmen. So wurde wochenlang darüber spekuliert, wie lange Corona Viren auf Oberflächen wie Türklinken, Tischen, Verpackungen etc. überleben können. Da waren mehrere Stunden bis mehrere Tage im Gespräch.
Dazu hat Franz Allerberger eine klare Meinung: "Nicht was theoretisch möglich ist, sondern was praktisch passiert, ist relevant. Und es gibt bis jetzt keinen einzigen bewiesenen Fall durch solch eine sogenannte Schmierinfektion."

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Dr.in Birgit Beermann
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

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Service

Sendungsgäste am Telefon:

Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger
Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, Virologe
Leiter des Geschäftsfelds Öffentliche Gesundheit der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit)
Homepage

Assoz.-Prof. PD Dr. Markus Zeitlinger
Facharzt für Innere Medizin und Klinischer Pharmakologe
Leiter der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie, Wien
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Infolinks:

Die Österreich-Infoline Coronavirus der AGES: 0800 555 621 bietet allgemeine Informationen zu Übertragung, Symptomen und Vorbeugung (7 Tage in der Woche, von 0 bis 24 Uhr)

Bundesländer-Hotlines zu Fragen zur Pflege- und Betreuungssituation:
Die nachfolgenden Hotlines bieten Informationen, wenn es bei der 24-Stunden-Betreuung oder der Angehörigen-Betreuung Ausfälle oder Probleme infolge der Corona-Schutzmaßnahmen gibt.
Burgenland Pflegeberatung: 05/7600-1000
Kärnten Pflege-Hotline: 05/0536-22134
Niederösterreich Pflegehotline: 02742/9005-9095
Oberösterreich Hotline (Caritas): 05/1775-775
Salzburg Pflegeberatung 0662/8042-3533
Steiermark Pflege-Hotline: 0800/500 176
Tirol Coronavirus-Hotline: 0800/808030
Vorarlberg Pflege-Hotline 05574/511-24105
Wien Telefonische Beratung FSW: 01/24524

Informationen zum Coronavirus
Bundesgesetzblatt, 30.4.2020 COVID-19-Lockerungsverordnung
Antworten auf häufige Corona-Fragen im Alltag gibt es auf der Seite der AGES
Praktische Tipps gibt es auf der Seite der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin
COVID-19 - Epidemiologische Kurve in Österreich
EUROMOMO - Seite, die "Übersterblichkeit" aufdeckt und wöchentlich aktualisiert wird
Karte mit weltweiter Verbreitung bestätigter COVID-19 Fälle (Johns Hopkins CSSE)
Emergency-Call zur Erforschung von COVID-19 im Zuge des Ausbruchs von Sars-CoV-2
Impfstoffe zum Schutz vor COVID-19
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