Wasser wird von einem Kübel abgefüllt in Venezuela.

AFP/CHRISTIAN HERNANDEZ

Punkt eins

Händewaschen setzt fließendes Wasser voraus

Vergessene Verlierer - Covid-19 in den Entwicklungsländern.
Gast: Dr. Karin Fischer, Leiterin des Arbeitsbereiches Globale Soziologie und Entwicklungsforschung an der Johannes Kepler Universität Linz.
Moderation: Andreas Obrecht.
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Seit Wochen berichten die Medien intensiv über die Corona-Krise in Europa, den USA, den großen Schwellenländern und den asiatischen Industriestaaten. Wenige Informationen gelangen aus den ärmsten Ländern zu den Medienkonsumenten, obgleich sie in besonders drastischer Weise von Lockdown und Weltwirtschaftskrise betroffen sind.

Viele Maßnahmen zur Begrenzung der Infektionsausbreitung können in Bedingungen drückender Armut nicht umgesetzt werden. Im informellen Sektor muss Tag für Tag das Lebensnotwendigste erwirtschaftet werden, regelmäßiges Händewaschen setzt fließendes Wasser voraus, das es in Wellblechhütten nicht gibt, und Social Distancing ist in urbanen Elendssiedlungen schlichtweg unmöglich. Zusätzlich fehlen gesundheitliche Versorgungseinrichtungen und Behandlungsmöglichkeiten, so gibt es z.B. in zehn Ländern des subsaharischen Afrika überhaupt keine Beatmungsgeräte.

Der Einbruch der Rohstoffpreise und des Welthandels, Kapitalflucht und ausbleibende familiäre Unterstützungen aus dem Ausland, Währungsabwertungen bis zu durchschnittlich 25% und der dramatische Anstieg der Preise für Importgüter und Nahrungsmittel verschärfen die soziale und ökonomische Situation in Ländern, die schon bisher unter Schuldenlast und Auslandsabhängigkeit zu leiden hatten. Die Vereinten Nationen schätzen die Kosten für die Abfederung der schlimmsten Folgen der Corona-Krise in den ärmsten Entwicklungsländern auf rund eine Billion US$.

Der Internationale Währungsfonds, die Weltbank, die G-20 Staaten und auch die Europäische Kommission haben Sonderprogramme aufgelegt, die Entwicklungsländern Unterstützung anbieten. Kritisiert wird dabei, dass es sich mehrheitlich um Stundungen, bzw. um weitere Kreditvergaben handelt, die mittelfristig nicht geeignet sind, das finanzielle und humanitäre Desaster abzuwenden. Viele Expertinnen und Experten sehen die einzige Lösung in der Verwirklichung einer schon lange bestehenden Forderung - nämlich in der umfassenden Entschuldung der ärmsten Entwicklungsländer. Diese Meinung teilt auch die Entwicklungsforscherin Karin Fischer, die in der Sendung Punkt eins zu Gast bei Andreas Obrecht ist.

Führt die Corona-Krise dazu, dass die Solidarität mit Menschen in armen Ländern zwangsläufig geringer wird? Welche Aspekte der Globalisierung sind für arme Länder vorteilhaft, welche stellen eine Bedrohung dar? Ist die Globalisierung an Covid-19 gescheitert?

Beteiligen Sie sich an der Diskussion, unter punkteins(at)orf.at oder unter 0800 22 69 79 während der Sendung.

Service

Aktuelles Buch:
Karin Fischer, Margarete Grandner (Hg.): Globale Ungleichheit: Über Zusammenhänge von Kolonialismus, Arbeitsverhältnissen und Naturverbrauch. Wien, Mandelbaum Verlag 2019

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht

Playlist

Urheber/Urheberin: Portico Quartet
Titel:
The Kon Tiki Expedition
Ausführender/Ausführende: Portico Quartet
Länge: 04:31 min
Label: PIAS UK/REAL WORLD

Urheber/Urheberin: Portico Quartet
Titel:
Monsoon: Top to Bottom
Ausführender/Ausführende: Portico Quartet
Länge: 04:12 min
Label: PIAS UK/REAL WORLD

Urheber/Urheberin: Portico Quartet
Titel:
News from Verona
Ausführender/Ausführende: Portico Quartet
Länge: 04:22 min
Label: PIAS UK/REAL WORLD

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