Ingrid Felipe und Tirols Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler

APA/WWF ÖSTERREICH

Punkt eins

"Luder" und "Systemerhalter"

Sprache und Macht.
Gäste: Univ.-Ass. Dr. Susanne Hochreiter, Literaturwissenschaftlerin, Institut für Germanistik, Universität Wien & Univ.-Prof. Dr. Manfred Kienpointner, Institut für Sprachen und Literaturen, Universität Innsbruck.
Moderation: Barbara Zeithammer.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
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"Sie machen sehen, sie machen glauben, sie machen handeln", schrieb Pierre Bourdieu über die Macht der Worte. "Sprache schafft Wirklichkeit", lautet ein bekannter Spruch und beides wurde in den vergangenen Tagen und Wochen deutlich - zum Beispiel am Begriff der "Systemerhalter".

"Wer sind diese Menschen, was sagt uns das Wort?", fragte die Literaturwissenschaftlerin Susanne Hochreiter unlängst in einem Essay. "Wir könnten vermuten, dass es sehr wichtige Personen sind, mit hohem Ansehen und entsprechender Entlohnung." Doch mehrheitlich sind es schlechter bezahlte Jobs mit geringer Reputation und mehrheitlich sind es Frauen, schreibt sie. Auch für den Sprachwissenschaftler Manfred Kienpointner ist der Begriff "Systemerhalter" ein "besonders deplatzierter Missgriff".

Doch macht diese Benennung exemplarisch deutlich, dass es einen Unterschied macht und eine Rolle spielt, ob beispielsweise Frauen und Männer in unserer Sprache und unserem Sprechen vorkommen oder nicht. "In unzähligen Experimenten wurde wieder und wieder bestätigt, dass beim generischen Maskulin eben nicht auch an Frauen gedacht wird", sagt Manfred Kienpointner.

Sprache spiegelt gesellschaftliche Verhältnisse wider, wirkt aber gleichzeitig auch auf sie ein
und wird wiederum durch die Gesellschaft verändert. Sprache kann ermöglichen, verletzen, diskriminieren, aber auch inklusiv und geschlechtersensibel sein.

Ob es um die "Systemerhalter" geht, Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler, der eine Umweltaktivistin ein "widerwärtiges Luder" schimpft, Donald Trump und seine eskalierende Rhetorik oder die aktuelle Auseinandersetzung über Rassismus - immer geht es bei Sprache auch um Respekt und die Sichtbarmachung von Lebensrealitäten und Lebensentwürfen, sagt Susanne Hochreiter.

Die Literaturwissenschaftlerin und Universitätsassistentin am Institut für Germanistik der Universität Wien zählt neuere deutschsprachige Literatur, Hochschuldidaktik und Gender-Studies zu ihren Schwerpunkten, in einem aktuellen FWF-Projekt untersucht sie (gemeinsam mit Marina Rauchenbacher und Katharina Serles) wie Geschlecht in Comics dargestellt wird.

Der Universitätsprofessor Manfred Kienpointner forscht viel zu politischer Rhetorik und Argumentation, aber auch zu (Un)Höflichkeit und beschäftigt sich mit der Frage, wie Sprache und Weltbild zusammenhängen.

Susanne Hochreiter und Manfred Kienpointner sind Gäste bei Barbara Zeithammer und die Hörerinnen und Hörer von Punkt eins sind wie immer herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen: unter 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich - oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Playlist

Urheber/Urheberin: Rachel Portman
Titel: Juniper
Ausführender/Ausführende:


Rachel Portman
Länge: 03:30 min
Label: Node records

Urheber/Urheberin: Rachel Portman
Titel: Way Home
Ausführender/Ausführende: Rachel Portman
Länge: 03:24 min
Label: Node Records

Urheber/Urheberin: Rachel Portman
Titel: Ask the River
Ausführender/Ausführende: Rachel Portman
Länge: 04:44 min
Label: Node Records

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