Max Weber

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Gedanken für den Tag

Ulrich Körtner über Max Weber

"Über die Entzauberung der modernen Welt". Anlässlich des 100. Todestages von Max Weber macht sich der evangelische Theologe Ulrich Körtner Gedanken über den Soziologen

1919 hielt Max Weber in München seinen berühmten Vortrag über "Politik als Beruf". Es war der zweite Vortrag im Rahmen einer Reihe mit dem Titel "Geistige Arbeit als Beruf", den eine Studentenverbindung organisiert hatte, die unter dem Einfluss der bürgerlichen Jugendbewegung stand.

Ein Jahr zuvor hatte Weber über Wissenschaft als Beruf gesprochen. Beide Vorträge gelten als moderne Klassiker, der eine auf dem Gebiet der Politikwissenschaft, der andere für das Verständnis der modernen Wissenschaft.

Unter Politik versteht Weber "jede Art selbständig leitender Tätigkeit" und definiert den modernen Staat als ein auf dem als legitim angesehenen Gewaltmonopol basierenden politischen Verband und als ein durch Gesetze geregeltes "Herrschaftsverhältnis von Menschen über Menschen".

Noch immer aktuell sind Webers Ausführungen zum modernen Berufspolitikertum. Der Soziologe unterscheidet zwischen Gelegenheitspolitikern, Nebenberufspolitikern und Berufspolitikern. Es gibt solche, die für die Politik leben, und solche, die von ihr leben.

Während Beamte im Verwaltungsapparat nicht im eigentlichen Sinne Politik treiben - oder es doch nicht sollten, haben Politiker Führungs- und Gestaltungsaufgaben. Weber setzt vor allem auf charismatische Führungspersönlichkeiten, die aber nicht aus purem Machtwillen, sondern aus dem Prinzip der Verantwortung heraus handeln und bereit sind, Eigenverantwortung zu übernehmen.

Politik verschafft Macht, mit der verantwortungsvoll umzugehen ist. Damit, so Weber, "betreten wir das Gebiet ethischer Fragen." Und die Kernfrage, über die nachzudenken sich auch gegenwärtig lohnt, lautet in Webers Worten: "was für ein Mensch man sein muß, um seine Hand in die Speichen des Rades der Geschichte legen zu dürfen". Ein Jahr nach dem Ibiza-Skandal ist diese Frage höchst aktuell.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Anton Reicha
Titel: Quintett Nr.5 in B-Dur für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott op.88 Nr.5
* Andante - 2.Satz (00:05:11)
Ausführende: Albert Schweitzer Quintett
Ausführender/Ausführende: Angela Tetzlaff /Flöte
Ausführender/Ausführende: Christiane Dimigen /Oboe
Ausführender/Ausführende: Diemut Schneider /Klarinette
Ausführender/Ausführende: Silke Schurack /Horn
Ausführender/Ausführende: Eckart Hübner /Fagott
Länge: 05:11 min
Label: Koch 999 0222

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