Hans Kelsen

Hans Kelsen - APA/HANS KLAUS TECHT

Dimensionen

Produktiv im Kreis gehen

Außeruniversitäre Diskussionszirkel im Wien der Zwischenkriegszeit
Von Sabrina Adlbrecht

Wien war um 1900 ein fruchtbarer Boden für Ideen und Theorien, die weit ins 20. Jahrhundert fortwirkten. Dieses blühende geistige Zentrum wurde durch den Ersten Weltkrieg und den Zerfall der Donaumonarchie erschüttert. Hochschullehrende konnten nicht mehr wie zu Kaisers Zeiten ganz selbstverständlich anderswohin berufen werden, und an der Universität Wien gab es für die wenigen freien Stellen viel zu viele hochqualifizierte Bewerber. Ab den 1920er Jahren verhärteten sich zudem die Fronten zwischen den konservativen und liberalen politischen Lagern.

Jüdische Intellektuelle, Andersdenkende und Frauen wurden an der Universität Wien zunehmend an den Rand gedrängt. In dieser Zeit begannen sich außerhalb dieser Institution Diskussionszirkel zu etablieren. Ein eifriger Teilnehmer war beispielsweise Alfred Schütz, der Begründer der phänomenologisch orientierten Soziologie. Er besuchte das Ludwig Mises Privatseminar, den "Geistkreis" und den Zirkel um Hans Kelsen. Sein 1932 verfasstes Frühwerk "Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt" ist ein Spiegel des fruchtbaren Dialogs, der damals zwischen Nationalökonomie, Rechtswissenschaften, Philosophie, Psychologie und Geschichtswissenschaften geführt wurde.

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