Sudetendeutsche 1945 in Erwartung ihrer Deportation nach Deutschland

ASSOCIATED PRESS

Salzburger Nachtstudio

" ... die Deutschen raus!"

75 Jahre Vertreibung aus der Tschechoslowakei
Gestaltung: Martin Haidinger

Im Mai 1945, sofort nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, begannen in Böhmen und Mähren die Vertreibung, Entrechtung und Ermordung der dort lebenden Deutschen. Es war das blutige Ende der deutsch-tschechischen "Konfliktgemeinschaft" (der tschechische Historiker Jan Kren) in Böhmen und Mähren nach dem Zivilisationsbruch der Nazi-Herrschaft.

Der aus dem Exil in London über Moskau nach Prag zurückgekehrte Staatspräsident Edvard Benes rief wie die meisten Politiker seines Landes dazu auf, die deutsche Frage endgültig zu "liquidieren" und einen "slawischen Nationalstaat" im Rahmen einer sozialen und nationalen Revolution zu schaffen.
Im Fall der Deutschen gelang das nachhaltig mit zehntausenden Opfern von Gewaltakten bzw. Morden und einer Vertreibung, die zentral von Prag aus gesteuert wurde, um noch vor einer endgültigen Entscheidung der alliierten Sieger so viele Deutsche wie möglich aus dem Land zu bringen.

Insgesamt wurden so bis zur Konferenz von Potsdam im August 1945 800.000 Menschen gewaltsam zu Fuß aus dem Land getrieben, zum Teil in den berüchtigten Todesmärschen an die Grenze wie in Brünn und Iglau. Im Jänner 1946 begann der "Abschub", die geregelte Aussiedelung unter alliierter Kontrolle von etwa zwei Millionen Menschen. Rechtliche Grundlage für die Enteignung und Entrechtung der Deutschen (und Ungarn) boten einige der sogenannten "Benes-Dekrete", die das folgende kommunistische Regime übernahm und die zum Teil bis heute Gesetzeskraft haben.

Wie arbeitet der moderne tschechische Staat diese Vertreibung auf, wo sie doch tschechische Politiker bis hinauf zum amtierenden Staatspräsidenten nach wie vor gutheißen? Welche Erfolge können tschechische und österreichische Historiker wie der Österreicher Niklas Perzi mit dem Sammelband "Nachbarn. Ein tschechisch-österreichisches Geschichtsbuch" im Ringen um die Aussöhnung von Heimatvertriebenen und Tschechen vorweisen?

Service

Niklas Perzi et al.(Hg.) : "Nachbarn. Ein österreichisch-tschechisches Geschichtsbuch" , Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2019

Barbara Toth: "Karl von Schwarzenberg. Die Biographie", Ueberreuter, Wien 2017.

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