Zwischenruf

Claudia Prutscher über jüdische Kultur

Claudia Prutscher, Vizepräsidentin und Kulturverantwortliche der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, erzählt, wie jüdische Kultur während der Pandemie zu den Menschen gebracht wird

Kultur ist für das Judentum unverzichtbar - sieht doch die Religion vor, das Leben zu feiern. Die jüdische Kultur verbindet Jüdinnen und Juden in der ganzen Welt miteinander. Ob es Musik ist - auch Gebete werden während des G'ttesdienstes gesungen, wir haben im Stadttempel das große Glück, einen international renommierten Kantor zu haben - oder der berühmte jüdische Humor im Mittelpunkt steht, es geht immer um die Gemeinsamkeit. Zusammen Feste zu feiern, zu tanzen, der Klezmer Musik zuzuhören und aus den Texten die vielzitierten jüdischen Weisheiten zu entnehmen.

Die Pandemie, die Ende Februar auch bei uns in Österreich ihren Einzug gehalten hat, verursachte einen abrupten Stopp unserer geplanten kulturellen Veranstaltungen. Damit wir dennoch ein wenig Kultur in unserer Isolation genießen dürfen, haben wir uns entschlossen, die Kultur in das digitale Zeitalter zu transferieren. In verschiedenen Zoom-Meetings haben wir dieses neue Format entstehen lassen. Begonnen wurde mit einer Serie, die wir Thursday-Artday genannt haben, in der wir wöchentlich junge jüdische Künstler und Künstlerinnen aus den Bereichen Malerei, Illustration und Fotografie mit ihren Biografien vorstellen und einige Werke dazu präsentieren. Zu sehen gibt es das auf unserer Facebook-Seite IKG Kultur, sowie auf unserer Homepage. Das Feedback hat unsere Idee bestätigt und wir hatten jede Menge Interessenten auf unseren Seiten.

Nachdem wir zum Glück unser diesjähriges Festival der jüdischen Kultur gerade noch rechtzeitig beenden konnten, war es eigentlich geplant, im Juni noch eine Folgeveranstaltung mit dem Künstler Roman Grinberg zum Thema jüdischer Humor, zu veranstalten. Aber auch das fiel Corona zum Opfer und auch hier entstand ein neues Format, das sicherlich auch weiterverfolgt wird. Roman Grinberg, ein großer Könner der jiddischen Sprache, entwickelte Videos mit jiddischen Begriffen, in welchen er dem Ursprung der Worte, die viele von uns sehr gut kennen und die in den österreichischen Wortschatz vor langer Zeit eingeflossen sind, auf den Grund geht.

Weiters präsentierten wir eine junge, österreichische jüdische Künstlerin, die einen musikalischen Schatz ausgehoben hat. Es sind alte, jüdische Arbeiterlieder, die Isabelle Frey mit ihrer Gitarre vorstellt. Ihre erste CD wird im Herbst herauskommen und wir sind sehr stolz, sie bereits in unserem digitalen Kulturformat zeigen zu dürfen.

Das sind einige Beispiele aus der sogenannten "Corona-Zeit", in der wir uns stetig bemüht haben, unsere Kultur zu den Menschen nach Hause zu bringen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir zukünftig wieder sorglos zu größeren Veranstaltungen gehen werden, aber wir planen auf jeden Fall unser nächstjähriges Festival der jüdischen Kultur. Es wird im Februar 2021 stattfinden. Wir werden uns auf die Spuren von jüdischen Frauen in Kunst und Kultur begeben. Auch wenn das Leben ist - auf Kultur wird im Judentum nicht verzichtet. Geht es doch darum, das Leben zu feiern.

Service

IKG Kultur

Sendereihe

Übersicht

Playlist

Urheber/Urheberin: Traditional
Album: SHMUEL BARZILAI - BEST CHASIDIC
Titel: Hosti gisti bisti
Solist/Solistin: Shmuel Barzilai /Gesang m.Begl.
Ausführende: Unbekannt
Leitung: Chanan Bar Sela
Länge: 03:43 min
Label: CD 90106

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