Sand Enigma. Sam Shalabis Egyptian Light Orchestra.

16. Juli 2020, 23:03

Seit mehreren Jahrzehnten bereits arbeitet Sam Shalabi beständig an seiner ganz eigenen Vision arabischer Musik, in seinen Solo-Werken ebenso wie mit seiner Big Band Land of Kush. Mit seinem aktuellen Land of Kush Album "Sand Enigma" hält der Musiker seinen Hörerinnen und Hörern abermals den Spiegel vor, erzählt die Art und Weise, wie wir Musik wahrnehmen doch erst einmal etwas über unsere eigene musikalische Sozialisierung und über unsere Erwartungshaltung, auch über unsere Beschränktheit und unsere Vorurteile.

"Die Stücke spielen mit den Gefühlen, die die Hörerinnen und Hörer meinen, dass arabische Musik in ihnen auslösen sollte", führt Shalabi aus. "Damit knüpft "Sand Enigma" direkt an mein Solo-Album "Music for Arabs" an. Das hat für viel Verwirrung gesorgt, ironischerweise weniger in der Arabischen als in der westlichen Welt. Dort erwarten sich die Menschen von arabischer Musik offensichtlich etwas anderes. Ja, ich wollte den Hörerinnen und Hörern einen Spiegel vorhalten. Sie sollten sich von meiner Musik nehmen, was auch immer sie wollten. Die Musik sollte ihre eigenen Annahmen, ihre Gefühle widerspiegeln."

Sam Shalabi wurde 1964 in Libyen geboren. Die ersten fünf Lebensjahre verbrachte er in Alexandria bevor die Familie von Ägypten nach Kanada auswanderte. Seit den frühen 1990er Jahren lebt der Komponist, Gitarrist, Oudist und Elektronikmusiker in Montreal. In den vergangenen Jahren verbrachte er aber auch immer wieder längere Zeit in Kairo, in jener Stadt, die ihn so sehr inspirieren würde, wie keine andere, wie er einmal in einem Zeit-Ton Interview erzählte.

In Kairo hat Shalabi mittlerweile mehrere musikalische Seelenverwandte, mit denen er viel zusammenarbeitet. Zwei von ihnen - Nadah El Shazly und Maurice Louca - haben nun auch an der Entstehung von "Sand Enigma" mitgewirkt. Der Rest der diesmal 24köpfigen Big Band, die der Komponist auch als Egyptian Light Orchestra bezeichnet, lebt in Montreal. Nadah El Shazly und Maurice Louca hätten für eine völlig neue Dynamik in der Gruppe gesorgt, schildert Shalabi, denn sie wurden im Gegensatz zu den anderen mit Maqamat, mit den in der ägyptischen Musik gebräuchlichen Stimmungssystemen, sozialisiert.

"Ich glaube, die Montrealer Mitglieder von Land of Kush waren sehr froh, dass Maurice und Nadah die Musik mit Leben erfüllen konnten", so der Komponist. "So konnten sie sich leicht einfügen. Die Musik fungierte als eine Art Treffpunkt. Maurice und Nadah kommen ursprünglich aus der ägyptischen Musik, mit der sie aber experimentieren und die Gruppe selbst kommt aus der experimentellen Musik und versucht sich dabei der ägyptischen anzunähern. Dieses Zusammentreffen entfaltete eine magische Wirkung und das war großartig! Ich glaube für Nada und Maurice fühlte es sich auch so an, als würden sie ägyptische Musik spielen, zumindest hat mir das Maurice im Nachhinein gesagt. "Sand Enigma" verbindet meine beiden zentralen Einflüsse, die ägyptische Musik und jene aus Montreal. Diese Version von Land of Kush fühlt sich offener an als frühere Versionen, denn ich muss mich nicht mehr limitieren, damit meine Musik von den Instrumentalistinnen und Instrumentalisten auch gespielt werden kann."

Ende Juni wäre Sam Shalabis Egyptian Light Orchestra Land of Kush erstmals in Europa aufgetreten, bei der 50. Ausgabe des Roskilde Festivals, das wegen der Corona-Pandemie jedoch abgesagt werden musste.

Gestaltung: Susanna Niedermayr

Service

Land of Kush bei Constellation Records

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton

Gestaltung

• Susanna Niedermayr