Danielle Spera

APA/GEORG HOCHMUTH

Gedanken für den Tag

Danielle Spera über die jüdischen Protagonisten der Salzburger Festspiele

"Jedermanns Juden". Die Direktorin des Jüdischen Museum Wien, Danielle Spera, erzählt über jüdische Protagonist/innen in der hundertjährigen Geschichte der Salzburger Festspiele

Am 22. August 1920 ging die erste Aufführung des Jedermann auf dem Domplatz in Salzburg über die Bühne. Hofmannsthals Stück vom Sterben des reichen Mannes in der Regie von Max Reinhardt markierte die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele.

Die Idee, in Salzburg Festspiele zu etablieren, entstand allerdings schon Jahrzehnte zuvor. Mit viel Enthusiasmus propagierte auch der Dichter Hermann Bahr dieses Konzept. Bereits 20 Jahre vor den ersten Festspielen verfasste Bahr einen fiktiven Dialog zweier durch die Stadt flanierender Männer:

Wir waren, vom Mönchsberg herab, durch die alte Stadt geschlendert und standen nun auf der Brücke. Dann wendeten wir uns ab, um ans andere Ufer zu schreiten, und traten in den Mirabell-Garten ein. Hier sind zwei alte graue Statuen, vor ihnen breitet es sich grün und blühend aus, von einer Balustrade mit Urnen umgeben, aus welchen rote, rote Blumen hangen. Hell schließt das Schloss das lieblichste Bild ab. Unwillkürlich musste ich sagen: Da Theater spielen! Stell' Dir das vor! Auf dem Kies, zwischen den Beeten, ein Reigen schlanker, mit Rosen gegurteter Frauen; vor dem Brunnen, unter den schweren gelben Blüten, ein Page, der Verse spricht; und in der Allee drüben, an den Marmor gelehnt, lauschend, entzückt, frohe Zuhörer. Wär' das nicht schön?

Der Freund nickte. Dann sagte er, einfach: Man müsste überhaupt das ganze Salzburg kaufen! Ich lachte. Er aber fuhr unerschütterlich fort: Was kann denn so ein Städtl kosten? Man geht zum Bürgermeister, fragt um den Preis und legt's auf den Tisch. Die Leute werden froh sein, ein Geschäft zu machen. Und dann, dann ziehen wir her und gründen endlich die Hauptstadt von Europa. Zeit war's. Es ist ja schon eine Schande! Gute Europäer gibt's überall - heisst's wenigstens immer. Man muss ihnen endlich ein Quartier besorgen.

So Hermann Bahr in: Die Hauptstadt von Europa. Eine Phantasie in Salzburg, geschrieben 1900.

Service

Jüdisches Museum Wien: Jedermanns Juden. 100 Jahre Salzburger Festspiele

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Felix Mendelssohn - Bartholdy/1809-1847
Gesamttitel: Salzburger Festspiele 1979/ORCHESTERKONZERT Nr.10
Titel: Symphonie Nr.3 a-Moll op.56
Untertitel: Schottische
* Andante con moto - Allegro un poco agitato/Vivace non troppo (00:17:55)
Orchester: The Israel Philharmonic Orchestra
Leitung: Leonard Bernstein
Länge: 17:55 min
Label: Breitkopf & Härtel/nicht abgeg

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