Punkt eins
Ein Zar ist geboren
Wieviel Putin verträgt Russland?
Gäste: Ulrike Gruska, Osteuropa-Referentin, Reporter ohne Grenzen (ROG) Deutschland; Wolfgang Mueller, Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte, Universität Wien.
Moderation: Xaver Forthuber
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79, E-Mails an punkteins(at)orf.at
17. Juli 2020, 13:00
Anfang Juli bestätigte das russische Volk - nach offiziellen Angaben mit einer Mehrheit von 78% - eine große Verfassungsreform. Der zentrale Punkt: Dem Präsidenten steht jetzt die Kandidatur für zwei weitere Amtszeiten offen. Als Präsident und zwischenzeitlich als Premierminister steht Wladimir Putin seit 1999 an der russischen Staatsspitze; nun könnte er theoretisch bis 2036 regieren. Das wäre dann ein Jahrzehnt länger als Josef Stalin, wie viele westliche Medien kommentierten.
Russlands Auftreten auf der Weltbühne und die Politik des ehemaligen KGB-Agenten im Kreml lassen es gerade jetzt wieder naheliegend erscheinen, postsowjetische Analysekategorien zu wählen. Viele gehen auch noch weiter zurück und sprechen von Putin als einem "Zar des 21. Jahrhunderts": "A tsar is born" titelte bereits 2007 das "Time"-Magazin und 2017, zum hundertsten Jahrestag der Revolution, der britische "Economist".
Eine deutliche Mehrheit gegen den neuerlichen Griff nach der Macht gab es bei der Abstimmung über die Verfassungsänderung übrigens unter AuslandsrussInnen etwa in Österreich und Deutschland. Und auch im Inland gab es Protestkundgebungen. Am Mittwoch wurden nach Agenturberichten in Moskau über 140 Personen verhaftet, darunter auch mindestens ein Journalist.
Wie sieht die russische Bevölkerung sich selbst und ihr Land? Welche historische und globalpolitische Position will das heutige Russland einnehmen? Und Welche Rolle spielt dabei das in den vergangenen Jahren errichtete "System Putin" aus Politik, Polizei, Wirtschaft und Medien?
Zu Gast bei Xaver Forthuber sind Ulrike Gruska, Politologin und Osteuropa-Sprecherin von "Reporter ohne Grenzen" in Deutschland sowie Wolfgang Mueller, Professor für russische Geschichte an der Universität Wien.
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