Helga Rabl-Stadler

APA/BARBARA GINDL

Gedanken für den Tag

Helga Rabl-Stadler über 100 Jahre Salzburger Festspiele

"Mit Kunst aus der Krise". Von Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele

"Festspiele - das Wort klingt in unseren Ohren. Es drückt vollkommen aus, was wir in Salzburg suchen und schaffen wollen. Feste und Spiele sind es, die wir mit unserem Theater geben wollen, um der ganzen Welt Zeugnis abzulegen, was Österreich und seine Kultur bedeuten", schrieb Max Reinhardt 1917 und gründete gemeinsam mit anderen Künstlerpersönlichkeiten und kunstsinnigen Bürgern drei Jahre später die Salzburger Festspiele trotz oder gerade wegen des verheerend verlorenen Krieges. Als Projekt gegen Sinnkrise und Identitätsverlust, als Projekt für ein neues Selbstwertgefühl der gefährdeten jungen Republik und ihrer Bewohner.

Und auch nach dem 2. Weltkrieg erfüllten die Festspiele eine eminent politische Funktion. Wie heißt es in einer Chronik: "Obwohl die Stadt noch in vielen Teilen in Trümmern lag, obwohl Salzburg von 10.000 Flüchtlingen und ca. 40.000 Mann amerikanischer Truppen so überfüllt war, dass kein Zimmer zu haben war", gab der amerikanische General Clark den Auftrag, noch im selben Sommer Festspiele zu veranstalten. Und er wählte für seinen ersten öffentlichen Auftritt im besetzten Österreich die Eröffnung der Festspiele am 12. August 1945, weil er - so seine eigenen Worte - in der frühen Einführung der Festspiele einen Beweis dafür sah, dass die Wiederherstellung eines freien, unabhängigen Österreichs bald glücken wird."

Warum ich über die politische Rolle der Festspiele 1920 und 1945 gerade in Corona-Zeiten spreche: Weil dies beweist, Kunst ist systemrelevant. Ihre Förderung ist kein Almosen. Ihre Förderung ist Investition in die vielfältige Kunstszene, die wir lieben und brauchen und um die uns Menschen in aller Welt auch ein bisschen beneiden.

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Titel: Sonate für Klavier Nr.1 in C-Dur KV 279 (189d)
* Andante - 2.Satz (00:04:12)
Klaviersonate
Solist/Solistin: Karl Engel /Klavier
Länge: 04:12 min
Label: Teldec 2427411

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