Schwarze Wolken

AFP/JEWEL SAMAD

Radiogeschichten

Hiroshima - Schreiben über das Unfassbare

Schwerpunkt: Japan. 1945 bis heute.
"Schwarzer Regen". Von Masuji Ibuse. Nach der englischen Fassung übersetzt von Otto Brandstätter.

Japan, Ende der 1940er-Jahre. Ein hartnäckiges Gerücht hält alle potenziellen Ehemänner von der jungen Yasuko fern. Sie sei beim Atombombenabwurf über Hiroshima am 6. August 1945 in den schwarzen Regen gekommen. So hübsch sie auch sei, Yasuko trage die Strahlenkrankheit in sich.

Ihr Onkel Shigematsu will das Gegenteil beweisen. Er beginnt, anhand eigener und fremder Tagebucheinträge und Berichte die Augusttagen in Hiroshima zwischen dem Abwurf der Atombombe und der Kapitulation Japans zu rekonstruieren. Vor ihm - und dem Leser - breitet sich langsam, Fragment für Fragment, Notiz für Notiz, das Grauen aus.

"Ein so grausiges, jeder Beschreibung sich entziehendes Ereignis wie Hiroshima kann von keinem einzelnen, und wäre er Zeuge gewesen, bewältigt werden", sagte der Autor von "Schwarzer Regen" Masuji Ibuse einmal. Sein Protagonist Shigematsu kann das Unfassbare nüchtern aufschreiben, aber er kann es nicht fassen. In der erzählten Collage prallt der Wunsch nach Normalität, die sprachliche Distanz zum Erlebten auf das Leid der Opfer, ihre gesellschaftliche Ausgrenzung und die Folgen der Verstrahlung.

Ibuses Roman erschien erstmals 1965 und trug dazu bei, das Schweigen der Nachkriegszeit über die Atombombenabwürfe und ihre Folgen zu brechen. "Schwarzer Regen" wird heute international als Klassiker der japanischen Atombomben-Literatur - auf Japanisch gembaku bungaku - betrachtet.

Gestaltung: Antonia Löffler

Service

Masuji Ibuse, "Schwarzer Regen". Nach der englischen Fassung übersetzt von Otto Brandstätter. Fischer Taschenbuch Verlag, 1985

Sendereihe

Gestaltung

  • Antonia Löffler

Übersicht