Ohren

ORF

Radiogeschichten

Mit Doderer im Nachtcafé

"Die Dämonen" von Heimito von Doderer. Es liest Rafael Schuchter

Eine Sendung der Ö1 Themenwoche Hören.

Am Ende brennt der Justizpalast und die Polizei schießt in die demonstrierende Menge. 89 Menschen sterben, davon 84 Demonstranten. Die Julirevolte des Jahrs 1927, die sich am Schattendorfer Urteil entzündet, führt zur endgültigen politischen Spaltung und einen Schritt näher an den Österreichischen Bürgerkrieg heran.

In Heimito von Doderers Roman "Die Dämonen", drei Jahrzehnte danach erschienen, ist das hochpolitische Feuer aber Flucht- und Endpunkt der Handlung. Wie schon in der "Strudlhofstiege" - die nach seinem Verständnis als Rampe zum Hauptwerk, den "Dämonen", diente - entwirft Doderer ein multiperspektivisches Bild der Großstadt und ihrer Bewohner. Die Prostituierten und Haushälter, die Adeligen und Literaten, die Großbürger und Arbeiter tauchen auf und mit den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen ihre Klänge, ihre Idiome, kommt ihr Lärm.

Lange noch vor der Geräuschexplosion des Finales, dem historischen Brand am 15. Juli 1927, auf den alles im Roman auf Umwegen und Tangenten zustrebt, treffen sich die verschiedensten Klassen, Kreise und Provenienzen im nächtlichen Wiener Café Kaunitz, um sich dort rund um Pianino und Dopplerflaschen zu einem lärmenden Tableau der Zwischenkriegszeit zu formieren.

Sie hören einen Ausschnitt aus Heimito von Doderers "Dämonen" - im Rahmen einer Woche rund um den Lärm in der Literatur.

Gestaltung: Antonia Löffler

Service

Heimito von Doderer. "Die Dämonen". Verlag C.H.Beck , 9. Auflage 2016

Sendereihe

Gestaltung

  • Antonia Löffler

Übersicht