Waldboden mit Blätter und Nadeln

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Radiogeschichten

Meisterin der Manipulation gibt Rätsel auf

"Vater Unser" von Angela Lehner. Es liest Katharina Wawrik.

Der Debütroman von Angela Lehner wird von einer Ich-Erzählerin getragen, die sich nicht durchschauen lässt. So wie diese Eva Gruber die Menschen in ihrem Umfeld manipuliert, so legt sie es auch als Erzählerin darauf an, die Leser in ihren Bann zu ziehen. Es bedarf viel Kraft, sich der Wirkung dieser starken und durchaus charmanten Persönlichkeit zu entziehen.

Zu Beginn des Romans wird Eva Gruber in Handschellen in die Psychiatrie eingeliefert, die Diagnose bleibt zunächst unklar. Auf dem Gelände der Anstalt entdeckt sie bereits bei der Ankunft ihren jüngeren Bruder; auch er Patient der Psychiatrie. Mit ihm wird sie schließlich die Flucht ergreifen, auf der Suche nach dem Vater.
Egal, ob die Ich-Erzählerin von Kindheitserlebnissen berichtet, von Ereignissen auf dem Anstaltsgelände, oder von der Vatersuche; stets sieht man sich genötigt, ihre Sicht der Dinge in Frage zu stellen. Eva Gruber selbst formuliert es so: "Ich weiß nicht, liegt es an mir oder an allen anderen Menschen".

Angela Lehner wurde 1987 in Klagenfurt geboren und ist in Osttirol aufgewachsen. Heute lebt sie in Berlin. "Vater Unser" ist der erste Roman der Autorin. Sie erhielt dafür mehrere Auszeichnungen, u.a. den Franz-Tumler-Literaturpreis, den Alpha Preis, den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises sowie den Rauriser Literaturpreis 2020.

Gestaltung: Karin Buttenhauser

Service

Angela Lehner: Vater Unser. Berlin: Hanser Verlag, 2019

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