Hand

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Ingrid Pfeiffer über Hände

"Die Botschaften der Hände" von Ingrid Pfeiffer, Autorin und Germanistin

Ich liebe die italienische Sprache - ihres Klangs und ihrer Lebendigkeit wegen und nicht zuletzt, weil die Hände in ihr mitreden dürfen. Was sage ich "dürfen", sie sollen, ja müssen mitreden, um dem Ausdruck des verbal Gesagten seine volle Bedeutung zu verleihen.

Hierzulande dagegen schweigen die Hände, wenn der Mund spricht. Und Ermahnungen in der Kindheit stimmen einen bereits früh darauf ein: "Man spricht mit dem Mund, nicht mit der Hand!" Schade, sage ich, mit Blick auf Italien, wo das Sprechen mit Hilfe der Hände durch den ganzen Körper geht. Hier aber gilt es als unfein und zeugt von schlechter Erziehung.

In reglementierter Form kommunizieren wir jedoch alle mit den Händen. Nicht so differenziert wie in der Gebärdensprache, und doch kennt jeder und jede viele hand-sprachlichen Zeichen. Ihre Verwendung dient der Verständigung auf Distanz und führt andererseits nicht selten zu Missvergnügen. Wer mag schon die geballte Faust auf sich gerichtet sehen oder die Beschimpfung und Verachtung spüren, die vom gehobenen Mittelfinger ausgeht! Auf die gehobene Schwurhand aber verlassen sich sogar Gerichte, und eine Abstimmung per Handzeichen ist gültig.

Es gibt viele regionale Unterschiede dieser Zeichen, doch ob mit übereinstimmender Geste oder nicht, überall wird gewunken, also mit Händen gegrüßt, und damit die Verbindung mit einer vielleicht schon weit entfernten Person gehalten. Ich bin noch bei dir, du noch bei mir, solange wir unsere füreinander erhobenen, bewegten Hände sehen.

Von Misstrauen und Abwehr können Hände erzählen, wenn sie unbewegt, ganz zu sich genommen, ineinandergeschoben, mit verwobenen Fingern oder gar unter den Armen versteckt nah am Körper liegen. Andererseits lädt nichts verlässlicher ein als eine offen dargebotene, zur Aufnahme bereite Hand. Sie macht sich verletzlich, ja nackt und zeigt, der Mensch ist für sein Gegenüber bereit.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Philip Glass/geb.1937
Urheber/Urheberin: Philip GLASS/31.1.1937 Baltimore, Maryland
Album: PHILIP GLASS: DANCEPIECES
* Dance 5 (00:03:21)
Titel: In the upper room - Choreographie von Twyla Tharp
Orchester: Instrumentalensemble
Leitung: Michael Riesman
Ausführender/Ausführende: Dora Ohrenstein /Stimme
Länge: 03:21 min
Label: CBS MK 39539

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