Szene aus "Elektra"

Elektra - AFP/JACQUES DEMARTHON

Radiokolleg - Ganymed, Elektra und Prometheus

Antikenrezeption in der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts (2). Gestaltung: Andreas Maurer

Schon die Römer erklärten die griechische Kultur zum Ideal. Es ist also nicht verwunderlich, dass es im 19. Jahrhundert zu einer neuen "Antikenbegeisterung" kommt. Zählte das Wissen um die Vergangenheit früher jedoch als Markenzeichen der Eliten, durchzieht das Gedankengut der Antike nun auch das bürgerliche Allgemeinwissen.
Denn: Das von der Aufklärung auf sich selbst zurückgeworfene Individuum strebt nach einer universalen Einheit und Harmonie.

Und die soll die Vergangenheit bieten, allen voran: die Antike, die "Kindheit der Menschheit".
Davon wurden alle Lebensbereiche durchdrungen und geprägt. Der neue Geschmack "à la gréque", der von den archäologischen Ausgrabungen von Herkulaneum und Pompeji ausging, scheint auf den ersten Blick nur eine Mode, doch wurde auch die hohe Kunst davon erfasst, ebenso die häusliche Wohnkultur. Töpfe, Tassen, Kerzenständer, Vasen und sogar Grabmäler nahmen die Gestalt antiker Vasen, Urnen und Säulen an.

Die Antike drang in die bürgerliche Alltagskultur ein. Auch Medea, Iphigenie, Salome, Elektra und viele andere Held/innen der Vergangenheit schaffen es zurück auf die Bühne der Gegenwart. Franz Schubert lässt Ganymed in die Wolken entschweben, Prometheus empfängt sein Feuer der Erkenntnis von Hugo Wolf. Sokrates und Erik Satie gehen eine klangliche Verbindung ein, Jules Massenets Thaïs-Mediation ist bis heute eine begehrte Zugabe und selbst Richard Wagner sieht in Aischylos den höchsten Ausdruck des poetischen Gedankens.

Es ist vor allem eine Suche nach Kontinuität, auf die sich das zerrissene 19. Jahrhundert macht.
Die Vergangenheit soll dabei die Gegenwart ihren Weg für die Zukunft ebnen. Und tatsächlich: nach und nach verwandelt sich das Damals ins Jetzt, denn so wie bei Platon alles "im Fluss" ist, sehen die Romantiker ihre Welt "im Werden", den Menschen als steten Wanderer durch die Natur der eigenen Seelenlandschaft.

Service

Annette M. Baertschi/Colin G. King (Hg.): Die modernen Väter der Antike. Die Entwicklung der Altertumswissenschaften an Akademie und Universität im Berlin des 19. Jahrhunderts (2009; de Gruyter)

Ernst Osterkamp/Thorsten Valk (Hg.): Imagination und Evidenz Transformationen der Antike im ästhetischen Historismus (2011; de Gruyter)

Friedrike Krippner/Andrea Polaschegg/Julia Stenzel (Hg.): Die andere Antike. Altertumsfigurationen auf der Bühne des 19. Jahrhunderts (2018; Wilhelm Fink Verlag)

Kerstin Mira Schneider-Seidel: Antike Sujets und
moderne Musik. Untersuchungen zur französischen Musik um 1900 (2002; Springer Verlag)

Marie Louise Herzfeld-Schild: Antike Wurzeln bei Iannis Xenakis (2014; Franz Steiner Verlag)

Joachim Jacob/Johannes Süßmann (Hg.): Das 18. Jahrhundert. Lexikon zur Antikenrezeption in Aufklärung und Klassizismus (2018; J.B.Metzler Verlag)

Christian Horn: Remythisierung und Entmythisierung Deutschsprachige Antikendramen der klassischen Moderne (2017; OpenEdition Books)

Nafsika Mylona: Griechenlands Gedenkorte der Antike in der deutschsprachigen Reiseliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts (2014; Königshausen und Neumann)



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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Gabriel Faure/1845 - 1924
Album: GABRIEL FAURE: ORCHESTERWERKE
Titel: Prelude zu dem lyrischen Drama (Oper) "Pénélope"
Orchester: BBC Philharmonic
Leitung: Yan Pascal Tortelier
Länge: 01:10 min
Label: Chandos CHAN 9416

Komponist/Komponistin: Franz Schubert/1797 - 1828
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Johann Wolfgang von Goethe/1749 - 1832
Album: HERMANN PREY - LIEDER VOL.1
Titel: Ganymed, DV 544 op.19 Nr.3
Textanfang: Wie im Morgenglanze du rings mich anglühst, Frühling, Geliebter
Gesamttitel: Lieder nach Gedichten von J.W. v. Goethe
Solist/Solistin: Hermann Prey /Bariton
Solist/Solistin: Gerald Moore /Klavier
Länge: 01:40 min
Label: EMI Classics 5684322 (3 CD)

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: DIE GESCHÖPFE DES PROMETHEUS op.43 - Ballett in 2 Akten / Gesamtaufn.
* 12. Nr.15 Andantino - Adagio - Allegro (00:04:27)
2.Akt
Leitung: Helmut Müller Brühl
Orchester: Basler Symphonieorchester
Länge: 02:10 min
Label: Koch 316070

Komponist/Komponistin: Alexander Scriabin/1872 - 1915
Album: SCRIABIN: DIE 3 SYMPHONIEN u.a. - Swetlanow / Vol.3
Titel: Promethee < Le poeme du feu > op.60 für Klavier, Chor und Orchester
Anderssprachiger Titel: Prometheus
Solist/Solistin: Svjatoslav Richter /Klavier
Orchester: Symphonieorchester der UdSSR
Leitung: Jewgeni Swetlanow
Chor: Unbekannt
Länge: 01:00 min
Label: Russian Disc RD CD 11058

Komponist/Komponistin: Giovanni Pacini
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Andrea Leone Tottola
Bearbeiter/Bearbeiterin: Emanuele Pasqualin /Revision
Gesamttitel: L' ULTIMO GIORNO DI POMPEI / Melodramma tragico in 2 Akten / LIVE Gesamtaufnahme / Erstaufnahme / 1.Akt 2.Teil, 2.Akt
Titel: 19. Quale scoppio Aita o Numi...Ah Pompei l'estremo giorno e gia scritto in ciel per te / Tutti, Ottavia, Chor, Sallustio, Menenio (mit APPLAUS 2.54) (00:02:01)
Anderer Gesamttitel: DER LETZTE TAG VON POMPEJI
Leitung: Giuliano Carella
Orchester: Orchestra del Teatro Bellini di Catania
Solist/Solistin: Raul Gimenez /Appio Diomede, Tenor
Solist/Solistin: Iano Tamar /Ottavia, Sopran
Solist/Solistin: Nicolas Rivenq /Sallustio, Baß
Solist/Solistin: Gregory Bonfatti /Publio, Tenor
Solist/Solistin: Sonia Lee /Menenio, Sopran
Solist/Solistin: Riccardo Novaro /Oberpriester des Jupitertempels
Solist/Solistin: Svetlana Sidorova /Clodio, Sopran
Solist/Solistin: Emil Alekperov /Fausto,
Chor: Kammerchor Bratislava
Choreinstudierung: Pavol Prochazka
Länge: 00:25 min
Label: Dynamic CDS178 (2 CD

Komponist/Komponistin: Franz von Suppè/1819-1895
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Franz von Suppè/1819-1895
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Poly Henrion/1834-1875
Gesamttitel: DIE SCHÖNE GALATHÉE / Komisch Mythologische Oper (Operette) in einem Akt / Gesamtaufnahme ohne Dialoge (Libretto + Dialogen abgedruckt)
Titel: 1. Ouvertüre (00:07:23)
Leitung: Thomas Eitler
Orchester: Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Solist/Solistin: Andrea Bogner /Galathée, Sopran
Solist/Solistin: Hans-Jürg Rickenbacher /Pygmalion, Tenor
Solist/Solistin: Juliane Heyn /Ganymed, Sopran
Solist/Solistin: Michael Kupfer /Mydas, Bariton
Chor: Chor des Theaters der Stadt Koblenz
Choreinstudierung: Bernhard Steiner
Länge: 00:36 min
Label: cpo 9997262

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