Ultra-orthodoxe Juden während des Sukkots

AP/SEBASTIAN SCHEINER

Gedanken für den Tag

David Weiss über Sukkot

"Bei Wind und Wetter". Gedanken über das jüdische Laubhüttenfest macht sich der Schriftsteller David Weiss

Pflanzen stehen im Zentrum des Laubhüttenfestes. Das Innere jeder Sukka, der traditionellen Laubhütte, ist mit den sieben Arten geschmückt: Weizen, Gerste, Weinstock, Feige, Olive und Honig. Bunte Tücher, Verse und farbige Papierdekoration runden den Festschmuck ab.

Jeder Besuch bringt einen Lulav mit. Der Feldstrauß besteht aus den vier Arten: Palmzweig, Myrtenzweig, Bachweide und Etrog, der Zitronatzitrone. Die vier Hölzer stehen bildhaft für die Menschen in Israel. Die Gäste weisen damit in die vier Himmelsrichtungen. Das Ritual erinnert mich an Erntekronen. Die entwickelten sich aus Sträußen und Kränzen zu einem Kranz mit vier, seltener sechs nach oben zur Mitte gebundenen Getreideähren. Die Erntekronen werden zum christlichen Erntedankfest in die mit Feldfrüchten, Getreide und Obst geschmückte Kirche getragen. Die Gaben Mehl, Honig und Wein schmücken den Altar.

Kosmologie ist die Lehre von Ursprung und Ordnung des Universums. Was für eine Gesellschaft die Grundsäule ihres Glaubensgerüsts ist, verraten ihre Rituale und Sprachbilder. Die Symbole, mit denen Menschen sich selbst und ihre Umwelt beschreiben. So werden die einen "programmiert", für die anderen muss sich alles "rechnen". Wieder andere kennen keine Kosmologie mehr ohne Astronomie. Für meine Urgroßeltern war die Welt eine Dampfmaschine. Vor der Industrialisierung erklärten die Begriffe der Landwirtschaft alles. Aussaat und Ernte von der Wiege bis zur Bahre. Dass niemand Industriegüter oder Geld essen kann, liegt auf der Hand. Die Welt unserer Vorfahren ruhte auf den Schultern der Grundnahrungsmittel.

Zurecht, denke ich. In der düsteren Dystopie "Interstellar" von Regisseur Christopher Nolan aus dem Jahr 2014 sagt jemand sinngemäß: "Wir brauchen keine Ingenieure, sondern Bauern. Die Flachbildschirme werden uns nicht ausgehen." Das Essen wächst zwar auf Bäumen. Es kommt allerdings nicht aus dem Nichts und von selbst in die Supermarktregale. Menschen können ohne Smartphones und Dieselkarossen existieren. Bewiesenermaßen viel länger als mit. Zum Leben und Überleben haben wir nur diesen einen begrenzten Planeten.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Patrick Leonard
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Leonard Cohen
Gesamttitel: YOU WANT IT DARKER
Titel: You want it darker
Solist/Solistin: Leonard Cohen /Gesang m.Begl.
Chor: Shaar Hashomayim Synagogue Choir
Leitung: Gideon Zelermyer
Länge: 04:44 min
Label: Sony Music/Columbia 8898536507

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