Alte Fotos und Briefe

ORF/SABINE NIKOLAY

Radiokolleg - "Es war ein schrecklicher Anblick"

Verdrängte Geschichte in Briefen 1945 - 1948 (1). Gestaltung: Sabine Nikolay

Geschichte in Briefen - eine Möglichkeit einen Blick in die Vergangenheit geliebter, naher Verwandter zu werfen. Dort lauern einige unangenehme Überraschungen, allerdings auch minutiöse Beschreibungen zeitgeschichtlicher Ereignisse aus dem Blickwinkel von Bewohnern einer Kleinstadt nahe Wien.

Nach dem Tod der Großmutter der Gestalterin tauchte auf dem Dachboden des großelterlichen Hauses ein Briefwechsel auf: chronologisch geordnet, nach Jahren sortiert und zusammengebunden, die Marken aus den Kuverts geschnitten - für den Vater der Großmutter, der sie sammelte. Der Austausch beginnt mit einer Feldpostkarte, die der Großvater an seine Eltern schrieb, kurz bevor er in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Kurz vor Kriegsende fleht er seine Eltern an, Schwiegertochter und Enkelin (die Mutter der Gestalterin) bei der Flucht nach Westen zu helfen. Die Flucht gelingt - bis 1948 bleibt das Ehepaar getrennt, dann finden sie sich wiedervereint im Souterrain einer Villa zur Untermiete wieder, das eigene Haus in Blickweite und doch unerreichbar.

Sabine Nikolay erzählt eine sehr persönliche Geschichte vom zweiten Weltkrieg und dessen Ende, von alten Wunden, die nie verheilten, und dem Siegel des Schweigens in ihrer Familie. Ergänzt wird die Oral History mit Stimmen aus der Vergangenheit durch die Expertise der Historiker Stephan Roth und Robert Streibel und des Schriftstellers Paulus Hochgatterer, der sich literarisch mit seiner Familiengeschichte auseinandergesetzt hat.

Service

Literaturhinweise:

Albert Drach, "Z.Z." das ist die Zwischenzeit. Ein Protokoll (Zsolnay Verlag 1990).

Albert Drach, Das Beileid. Nach Teilen eines Tagebuchs (Zsolnay Verlag 1993).

Paulus Hochgatterer, Der Tag an dem mein Großvater ein Held war (Deuticke 2017).


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