Lichtspiel mit Herbstblatt

APA/BARBARA GINDL

Gedanken für den Tag

Rainer Bucher über Religion und Heimat

"Unbehaust und geborgen zugleich". "Heimat ist kein Ort, kein Raum, sondern ein Gefühl", meint der katholische Theologe Rainer Bucher

Jesus hat vor allem eines getan: Das Reich Gottes verkündet. In dieser Reich Gottes-Botschaft geht es um nichts anderes als die umfassende Heilung beschädigter menschlicher Lebensverhältnisse. Alle Wunder Jesu sind zuallererst das: Erfahrungen dieses Reiches Gottes hier und heute, wirksame Zeichen dessen, was allen versprochen ist. Sinnlich und konkret, persönlich und zeichenhaft und immer ohne jede Vorbedingung.

Mit dem Reich Gottes hat es aber etwas ganz Merkwürdiges auf sich: Es bricht an, wo Heil und Heilung geschieht. Es steht aber immer auch noch aus. Niemand darf die christliche Botschaft allein auf ein zukünftiges Jenseits schieben, noch darf man es auf ein rein diesseitiges Projekt verkürzen. Diese zeitliche Balance ist, so zeigt die Geschichte des Christentums, schwer zu halten, aber für das Christentum ganz entscheidend. Wo es diese Balance in die eine oder andere Richtung verlor, wurde es fatal.

Jesus spricht von Gott zudem in zweifacher, ganz unterschiedlicher Weise: sehr persönlich als "Vater", aber auch ganz politisch von Gottes "Reich". Diese Polarität ist weniger bewusst, aber ebenfalls entscheidend. Jesus taugt weder als Guru zur Optimierung der eigenen spirituellen Verfassung, noch als politischer Sozialrevolutionär. Für das eine ist er zu politisch, für das andere zu persönlich.

Noch eine dritte Polarität ist konstitutiv für das Christentum: die von Freiheit und Gnade. Gnade heißt ja einfach: unverdientes Geschenk. Der Mensch ist frei und stark, sagt das Christentum, verantwortlich und kreativ. Der Mensch ist aber auch schwach und verstrickt und er braucht die Liebe anderer vom ersten bis zum letzten Tag seines Lebens, um das Leben überstehen zu können.

Im Christentum sind ganz eigenartige Balancen und Polaritäten angelegt, sie fordern dynamische Prozesse, die nie aufgelöst werden können, sie entwickeln aber eine eigene Dynamik, wenn man sie lebt und sie helfen sich in einer Welt zu beheimaten, die eben nicht wirklich unsere Heimat ist.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Falco
Urheber/Urheberin: Ponger
Album: Falco greatest Hits
ZUVIEL HITZE
Ausführende: Falco
Länge: 04:34 min
Label: BMG 144575

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