Frau mit Kind in Flüchtlingscamp

APA/AFP/ANGELOS TZORTZINIS

Da capo: Im Gespräch

Johann Baptist Metz, katholischer Theologe

"Der Schrei des leidenden Menschen" - Renata Schmidtkunz im Gespräch mit dem katholischen Theologen Johann Baptist Metz (Erstausstrahlung am 15. Februar 2007)

Was haben christliche Theologie und die pluralistischen Gesellschaften einer globalisierten Welt noch miteinander zu tun? In welchem Maße darf und muss Theologie politisch sein, sich in den Diskurs der Gesellschaft einbringen? Diese Fragen sind nicht erst seit der Politisierung der Religion durch Fanatiker "hüben wie drüben" - durch christliche Fundamentalisten und muslimische Kämpfer des "Heiligen Krieges" - brandaktuell.
Als der katholische Theologe Johann Baptist Metz im August 1928 in der Oberpfalz geboren wurde, fragte man zwar schon nach dem Sinn von Religion und Kirche, aber beide waren noch feste Bestandteile der Gesellschaft. Dann kam der Nationalsozialismus, der Teile der deutschen Kirchen für seine nationalen Ansprüche instrumentalisieren konnte. Nach dem Krieg mussten sich die Kirchen als gesellschaftliche Größen neu aufstellen - und man vermied wie ein gebranntes Kind jede Nähe zur Politik. Bis der junge Theologe Metz, gemeinsam mit anderen, die Frage stellte, wie eine christliche Theologie nach Auschwitz überhaupt noch aussehen könnte.

Metz gilt als einer der Begründer der "politischen Theologie", deren Überzeugung es war und ist, dass ihre Aufgabe darin liegt, die Voraussetzungen der Politik einer theologischen Reflexion und Kritik zu unterziehen. Fragen wie "Was ist der Wert des Menschen?" oder "Was macht die Freiheit des Menschen aus?" stehen oft genug im scharfen Kontrast zu dem nicht-religiös fundierten gesellschaftlichen Diskurs.

Mit seinem 2009 erschienen Buch "memoria passionis" wollte Metz, der als einer der bedeutendsten Theologen nach dem 2. Vatikanischen Konzil galt, an das provozierende Gedächtnis des Christentums in einer pluralistischen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts erinnern: An den Schrei der leidenden Menschen.

Service

Johann Baptist Metz, "Mystik der offenen Augen. Wenn Spiritualität aufbricht", Verlag Herder 2011

Johann Baptist Metz, "Memoria Passionis. Ein provozierendes Gedächtnis in pluraler Gesellschaft", Verlag Herder 2006

Johann Baptist Metz, "Zum Begriff der neuen politischen Theologie", Matthias-Grünewald-Verlag, 1997

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