Alexander Widner

ORF/MICHAELA MONSCHEIN

Ö1 Kunstsonntag: Neue Texte

Lose Papiere, die kein Reißwolf frisst

"Stimme und Schlaf". Von Alexander Widner. Zum 80. Geburtstag des Kärntner Autors am 10. November. Gestaltung: Michaela Monschein

Am 10. November feiert mit Alexander Widner ein Schriftsteller seinen 80. Geburtstag, der in seinem neuen Text Sätze schreibt wie "Was alles einem so im Kopf rumort an einem regnerischen Montagnachmittag." Das klingt fast harmlos, ist es aber nicht. Hier verhandelt ein sehr belesener und kritischer Denker den Zustand der Welt. Nichts ist vor ihm sicher, keine Eitelkeit, schon gar nicht die eigene, frei nach dem Motto "Schreib Dein Zeugs oder lass es bleiben".

Alexander Widners Umgang mit dem eigenen Schreiben ist uneingeschränkt ehrlich: "Man schreibt nicht, um sich zu retten, sondern um dem Flickwerk, das man ist, ein wenig Festigkeit zu geben." Einzelne Sätze, längere Absätze, versammelt "Stimme und Schlaf" Literatur gewordene Gedanken, die wie im richtigen Leben hin und her springen und gesamt doch ein, wenn auch vielfach gebrochenes, Bild ergeben.

Das Alter ist immer wieder in Thema, ein Zustand mit dem sich Alexander Widner nur schwer abfinden kann. "Bin noch ein lebendiges Wesen. Zumute ist mir nicht danach." Mit Formulierungen wie der Weisheit des Alters kann dieser Schriftsteller rein gar nichts anfangen. Viel lieber schimpft er, wenn ihm nach schimpfen zu Mute ist oder amüsiert sich über die Absurditäten des Lebens. Trotz all dem schreibt Alexander Widner weiter und das ist gut so: "So ein Schreibgeselle ist ein Notfall voller Zweifel, die ihn irgendwie weiter treiben."


Alexander Widner
1940 in Wien geboren. In Kärnten und Niederösterreich aufgewachsen. Langjähriger Mitarbeiter der Kulturabteilung der Landeshauptstadt Klagenfurt. Lebt nach Aufenthalten in New York wieder in Klagenfurt. Veröffentlichungen (Auswahl): Stark wie ein Nagel (1996), Wozzek oder Das Leben liebt die Klinge (2006), NY 11235 (2007), Kreitzberg (2009), Gravesend (2011), Ashburns Knöpfe (2014), Postscriptum oder der exquisite Kadaver - Eine Clownerie dem Ende zu ( 2016) und Bloße Anwesenheit. Die Hefte 2016-2019 (2020). Auszeichnungen (Auswahl): Würdigungspreis des Landes Kärnten (1997), Preis des Landes Kärnten für sein Lebenswerk (2015).

Gestaltung: Michaela Monschein

Service

Alexander Widner, "Stimme und Schlaf", unveröffentlichtes Manuskript

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht