Blätter fallen von einem Ast.

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Gedanken für den Tag

Franz Josef Weißenböck über Tod und Leben

Um den eigenen Tod zu wissen, ist Auszeichnung und Last des Menschen. Hier komme auch die Religion ins Spiel, sagt der katholische Theologe und Autor Franz Josef Weißenböck

An diesen Tagen ist es Brauch, der Toten zu gedenken. Allerheiligen, Allerseelen, Halloween - wer an die Toten denkt, denkt immer auch an den Tod. Das ist wohl so, seit es Menschen gibt. Um den eigenen Tod zu wissen, ist Auszeichnung und Last des Menschen. Als Wesen, das fragen kann und nach Erklärungen verlangt, fragt der Mensch auch nach dem Tod, seinem Woher, seinem letzten Grund. Hier kommt auch die Religion ins Spiel. "Religion ist das Gefühl einer Verbindung mit den Toten", meint etwa Elias Canetti.

In der Schöpfungsgeschichte der Bibel wird der Tod als Strafe gedeutet. Der Schöpfer setzte den Menschen in den Garten Eden. Aber muss der Tod nur als Drohung erfahren werden? Der Tod kann auch Erlösung bringen. Früher hat man den Tod gelegentlich als "Freund Hein" bezeichnet. Ob Drohung oder Freund: Der Tod ist eine Grenze, über die alles Leben muss.

Ja, das Leben ist begrenzt. Aber gerade dadurch hat es seinen Wert. Das Leben ist kostbar, sagt man. Aber wäre es auch kostbar, wenn es unbegrenzt zur Verfügung stünde? Könnten wir das Leben noch lieben, wenn es den Tod nicht gäbe? Der Tod ist immer ein Beilhieb, wie Ernst Bloch einmal sagte, und das Ende jeden Lebens hat seinen Schrecken. Der Tod ist nicht nur das Ende des Lebens, sondern auch der Liebe, die zuerst zum anderen sagt: Ich will, dass du bist!

Wenn in diesen Tagen der Toten gedacht wird, dann mag das für viele Anlass für Trauer und Klage sein. Es kann aber auch Anlass für Freude und Dankbarkeit sein. Und es kann helfen, die begrenzte Zeit mit Verstand zu nützen, statt sie zu vergeuden. Hier passt ein Wort des römischen Dichters Horaz: "Noch während wir hier reden, ist uns bereits die missgünstige Zeit entflohen: Genieße den Tag, und vertraue möglichst wenig auf den folgenden!"

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonio Vivaldi/1678 - 1741
Album: VIVALDI: 6 DOPPELKONZERTE
* Allegro - 1.Satz (00:02:40)
Titel: Konzert für 2 Oboen, Streicher und Continuo in a-moll RV 536
Oboenkonzert
Ausführende: Academy of St.Martin in the Fields
Leitung: Sir Neville Marriner
Länge: 02:40 min
Label: Philips 4128922

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