ORF/JULIA HERZOG
Ö1 Hörspiel
Jean-Jacques Rousseaus letztes Interview
"Spaziergänge eines einsamen Träumers". Von Mischa Zickler. Mit Markus Meyer, Claudius von Stolzmann, Christiane von Poelnitz, Steffen Link und Tim Breyvogel. Tongestaltung: Martin Leitner und Manuel Radinger. Musik: Thomas Rabitsch. Regie: Mischa Zickler (ORF 2017)
(Diese Sendung wird in Dolby Digital 5.1 Surround Sound übertragen.)
7. November 2020, 14:00
Für die europäische Geistesgeschichte ist er einer der großen Philosophen, Pädagogen, Schriftsteller und Naturforscher: Jean-Jacques Rousseau. Seine Eltern mussten, weil sie Protestanten waren, aus Frankreich fliehen und wanderten nach Genf aus. Dort wurde er 1712 geboren. Seine Mutter starb neun Tage nach seiner Geburt, sein Vater verließ ihn, als er zehn Jahre alt war. Wegen seiner Meinungen und Haltungen wird er verfolgt und verunglimpft werden. Zeitlebens kritisierte man seine Gereiztheit, seine Ängste und Abwehrhandlungen nahmen, so berichten Zeitgenossen, teilweise wahnhafte Züge an. "Der Mensch ist frei geboren und liegt überall in Ketten" - Rousseau war nicht nur ein Vordenker der französischen Revolution, er war auch ein leidenschaftlicher Kritiker der modernen Gesellschaft. In seinem Buch "Die Träumereien des einsamen Spaziergängers" blickt Rousseau auf sein Leben zurück.
In dieser Hörspiel-Originalproduktion verlegt der Autor und Radiomacher Mischa Zickler das Leben des französischen Aufklärers und Schriftstellers in die Gegenwart. Jean-Jacques Rousseau lebt noch! Und er wird bei seinen täglichen Spaziergängen von einem aufdringlichen Journalisten verfolgt, dessen Neugierde nicht nur beruflich motiviert scheint. Die Gespräche in der Natur werden dabei zu einer vorsichtigen Annäherung der beiden Männer, denen sich die Welt so unterschiedlich offenbart hat. Und der alternde Rousseau muss erleben, wie sein Weltbild durch den jungen Mann genauso in Frage gestellt wird wie Rousseaus Beziehung zu seiner Frau Thérèse ...
Diese Produktion wurde 2018 mit dem "Hörspielpreis der Kritik" ausgezeichnet. Hedwig Kainberger, Kulturchefin der Salzburger Nachrichten: "Wir möchten die "Spaziergänge des einsamen Träumers" auch loben, weil diese die Zeit aufs Anregendste verwischen. Anders als der echte Rousseau - 1712 bis 1778 - ist nämlich dieser Hörspiel-Rousseau des Twitterns, des Mailens und des Zusammengoogelns mächtig. Da werden offenbar originale, untote Zitate und heutige, von seinem Denken inspirierte Sätze miteinander verstrickt. Zum Beispiel die Kritik am Selfie-posten: Das sei Schwachsinn, denn, so hat offenbar der echte Rousseau gesagt: "Wer wirklich etwas empfindet, der denkt an nichts außer dem Moment". Und dazu ergänzt der Hörspiel-Rousseau: "Glück ist nichts Digitales." Ja, tatsächlich, wäre der echte Rousseau heute da, das könnte sein Satz sein!"
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